Was hierzulande als Selbstverständlichkeit gilt, ist anderswo eine Frage von Leben und Tod. Die Religionsfreiheit wird in vielen Ländern missachtet und Menschen werden wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet. In vielen Ländern weltweit ist eine bedrohliche Zunahme religiöser Verfolgung zu beobachten, besonders häufig betroffen sind dabei Christen. Das berichtet das Hilfswerk Kirche in Not (ACN), das weltweit notleidende Christen unterstützt.
Es gibt eine beunruhigende Zunahme religiös motivierter Gewalt gegen Christen: 350 Millionen Christen leiden weltweit unter Verfolgung und Diskriminierung. Rund 5'000 Christen wurden im vergangenen Jahr wegen ihres Glaubens getötet und es kam zu etlichen Angriffen auf Kirchengebäude. In 62 Ländern wird die freie Religionsausübung eingeschränkt.
Weltweites Problem Christenverfolgung
Die Gewalt trifft unschuldige Menschen. Dabei können die Gründe vielfältig sein: Weil andere der «falschen Religion» angehören, versuchen religiöse Extremisten in vielen Ländern ihre eigenen Ansichten mit Gewalt durchzusetzen. In anderen Fällen wird Religion etwa von Politikern als Vorwand genutzt, um Machtansprüche zu legitimieren, oder Gruppen nutzen sie, um wirtschaftliche Interessen zu verschleiern und sich zu bereichern. Immer wieder gibt es Regierungen, welche die kritische Stimme der Kirche, die sich gegen Ungerechtigkeiten ausspricht, zum Schweigen bringen und ihr Engagement für die Menschen verhindern.
Brutale Situation in Nigeria
Besonders schlimm ist die Gewalt gegen Christen in Nigeria. Viele Gebiete des Landes leiden unter der Gewalt durch dschihadistische Fulani-Hirten und die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Bei koordinierten Angriffen von Extremisten im nigerianischen Bundesstaat Plateau, wurden vergangene Weihnachten mehr als 300 Christen getötet, Dörfer niedergebrannt und Lebensmittelvorräte zerstört. Und das ist kein Einzelfall. In den letzten 13 Jahren zeigten sich die Terrorgruppierungen für den Tod von mehr als 75'000 Nigerianern verantwortlich.
Eine betroffene Christin berichtet
Die Betroffenen leiden oft lange unter den psychischen Folgen der Gewalt. So auch Janada Marcus. Bereits zwei Mal war ihre Familie vor Boko Haram geflohen, als die islamistische Terrorgruppe die Familie ein drittes Mal angriff. Die Terroristen wollten ihren Vater zum Sex mit ihr zwingen. Als er sich weigerte, wurde er mit einer Machete enthauptet. Janada überlebte den Angriff. Zwei Jahre später wurde sie erneut zum Opfer: «Sie brachten mich in den Busch und folterten mich sechs Tage lang schwer, emotional, körperlich und geistig. Ich musste viele schreckliche Erfahrungen machen, die man gar nicht beschreiben kann», berichtet die junge Nigerianerin. Mit Hilfe des von Kirche in Not (ACN) eingerichteten Traumazentrums kam sie wieder auf die Beine. Anfangs fiel es ihr schwer, den Glauben nicht zu verlieren. Janada Marcus hielt aber am Glauben fest: «Nach meinem Heilungsprozess erhielt ich Antworten auf all meine Fragen. Ich habe gelernt, dass Gott immer noch Gott ist. Inmitten von all dem, was ich durchgemacht habe, werde ich Gott weiterhin vertrauen und ihm den Rest meines Lebens dienen.» Heute hat sich Janada an der Universität eingeschrieben. Sie möchte ihren Abschluss zu machen, um später die Gesellschaft positiv zu beeinflussen.
Hilfe aus der Schweiz für verfolgte Christen
«Die Unterstützung durch die Menschen in der Schweiz spielt für die verfolgten Christen eine entscheidende Rolle, um ihr Leiden zu lindern und eine positive Zukunft zu gestalten», erläutert Jan Probst, Geschäftsführer des Hilfswerks Kirche in Not (ACN) Schweiz/Liechtenstein. «Das Hilfswerk leistet durch die enge Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden vor Ort schnell und unkompliziert Hilfe, da Priester und Ordensleute trotz Gefahren bei den Menschen ausharren. Wo andere Hilfsorganisationen wegen der unsicheren Lage abziehen müssen, bleiben wir präsent», so Probst. Die Wohltäter von Kirche in Not (ACN) finanzieren langfristige Projekte, die in vielen Ländern auch den interreligiösen Dialog fördern und ein friedliches Miteinander zwischen den Religionen ermöglichen.
zvg