Zum Beitrag von Detlef Hecking «Die neue Einheitsübersetzung verändert Glaubensbilder und Gottesbilder» in SKZ 48, 2016 und auf kath.ch.
«Die Tatsache, dass katholische und evangelische Christen nunmehr ein Neues Testament besitzen, das Exegeten beider Kirchen im offiziellen Auftrag übersetzt haben, kann nicht hoch genug veranschlagt werden. Mehr als einzelne gemeinsame Aktionen führt gemeinsames Hören auf das Wort der Schrift dazu, dass die getrennten Kirchen aufeinander zugehen …» So heisst es im Vorwort der «alten» Einheitsübersetzung von 1979.
Das ist jetzt leider Vergangenheit! Denn im Abstand weniger Jahre haben die reformierte Kirche, die Lutheraner und nun auch unsere katholische Kirche eigene Bibelübersetzungen herausgebracht und damit das ökumenische Projekt einer gemeinsamen Bibel, zumindest was das Neue Testament betrifft, beerdigt. Das ist mehr als nur schade, es ist bezeichnend für den ökumenischen Stillstand und wird kaum dazu helfen, «dass die getrennten Kirchen aufeinander zugehen».
Als Katholiken haben wir uns zu fragen, was unser Anteil an diesem Scheitern ist (und keineswegs, wie vielfach geschehen, den Schwarzen Peter einfach den Protestanten zuzuschieben). Gescheitert ist eine gemeinsame Übersetzung bzw. Revision der bestehenden Übersetzung wesentlich an der im Jahr 2001 veröffentlichten römischen Instruktion «Liturgiam authenticam», auf deren Einhaltung die katholische Seite bestanden hat und die Vorschriften enthält wie jene, dass «nicht ein Wortschatz oder ein Stil übernommen» werden soll, der dem «Sprachgebrauch nichtkatholischer kirchlicher Gemeinschaften oder anderer Religionen nahekomme» (Instruktion Nr. 40). Damit war klar, dass die protestantischen Kirchenvertreter aus diesem Prozess aussteigen mussten.
Ungeachtet der durchaus anerkennenswerten Fortschritte auf der unmittelbaren Textebene ist dieser Verlust von Ökumenizität schwerwiegend und auch als solcher zu benennen. Dass sowohl der Leiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle in seinem Beitrag als auch die «Schweizerische Kirchenzeitung» mit keinem Wort darauf eingehen, ist ärgerlich.
Martin Burkart, Pfarrer, Zürich