Mediensonntag der katholischen Kirche am 1. Mai 2016
Die Kommunikation, die verbindet oder trennt, oder die Frage nach dem nahen oder fernen Nächsten … gemäss der Botschaft des Papstes Franziskus zum 50. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel
Jene, die wir nicht sehen, sind – und zwar immer häufiger – gerade auch jene, mit denen wir uns austauschen. Und jene, die wir sehen, sind immer häufiger gerade jene, die wir nicht kennen wollen … Ja, so kann mich der Ferne, den ich nicht sehe, den Nächsten, den ich sehe, vernachlässigen lassen!
Papst Franziskus warnt: «Nicht die Technologie bestimmt, ob die Kommunikation authentisch ist oder nicht, sondern das Herz des Menschen und seine Fähigkeit, die ihm zur Verfügung stehenden Mittel gut zu nutzen.» Und er fügt an: «Die Kommunikation, ihre Orte und ihre Mittel haben für viele Menschen zu einer Horizonterweiterung geführt. Das ist ein Geschenk Gottes, und es ist auch eine grosse Verantwortung. Ich definiere diese Macht der Kommunikation gerne als ein ‹Nahesein›. Die Begegnung von Kommunikation und Barmherzigkeit ist in dem Masse fruchtbar, in dem es ein Nahesein hervorbringt, das sich des anderen annimmt, ihn tröstet, heilt, begleitet und mit ihm feiert.»
Ja, beim Gebrauch der modernen sozialen Kommunikationsmittel barmherzig zu sein heisst, einander nah sein zu wollen, und zwar trotz einer Distanz, die manchmal sehr gross ist, einander nah sein zu können und zu wollen, ohne dabei aber all jene zu vergessen, die nah, ganz nah sind. Um nicht widersprüchlich zu werden, muss ich mein Verhalten sowohl gegenüber denen, die ich sehe, als auch gegenüber jenen, die ich nicht sehe, im Auge behalten. Wir können hierbei an die Worte des heiligen Johannes denken: «Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht» (1 Joh 4,20).
Der Papst möchte uns ausserdem darauf aufmerksam machen, dass durch die sozialen Kommunikationsmittel barmherzig zu sein auch eine schöne und beständige Aufmerksamkeit des Gläubigen gegenüber jedem Ungläubigen oder Zweifelnden darstellt: «In einer geteilten, aufgesplitterten, polarisierten Welt eine Kommunikation in Barmherzigkeit zu pflegen bedeutet, einen Beitrag zu leisten zu einem guten, freien und solidarischen Nahesein unter Kindern Gottes und Brüdern und Schwestern im Menschsein.» Denn der so verschiedene Andere kann auch immer der so Nahe sein, der sieht und hört. Lasst uns dabei nur an all diese E-Mails, SMS oder What’s-up-Nachrichten denken, die wir aus Unachtsamkeit an andere Adressaten geschickt haben … Dieses weite Online-Kommunikationsnetz verbietet fortan eine Sprache, die ich mir nur im Kreise Eingeweihter erlauben würde. Bedeutet das nicht eine neue, wirklich evangelische Herausforderung: «Was du ganz leise sagst, sollst du auch laut sagen dürfen?» Mehr denn je besteht heute bei jeder Kommunikation zwar das Risiko zu verletzen, aber vor allem auch die Chance zu evangelisieren.
Ja, der Papst spricht zu uns von Gott, damit wir mit unserem Nächsten verbunden bleiben, den nahen wie den fernen. Mit Barmherzigkeit. Immer.
Freiburg, 4. April 2016
Mgr Alain de Raemy, Ressortverantwortlicher SBK für Kommunikation und Medien
Weitere Informationen inklusive der Botschaft von Papst Franziskus zum Mediensonntag 2016: www. mediensonntag.ch