50 Jahre RPI und die religionspädagogische Entwicklung in der Schweiz
Pro Woche hielt ich 26 Lektionen bei Erstklässlern, Viert-, Fünft- und Sechstklässlern, bei Real- und Sekundarschülern und in der Hilfsschule. Daneben erledigte ich noch administrative Aufgaben auf dem Pfarreisekretariat, oder ich musste für die Kirchenpflege etwas schreiben. Auch kleinere Einsätze in Gottesdiensten gehörten zu meinen Tätigkeiten.»1 So beschreibt eine Absolventin des ersten Kurses des Katechetischen Instituts ihre erste Stelle, die sie 1966 in der Stadt Zürich angetreten hat. Die neu ausgebildeten Katecheten und Katechetinnen kamen in eine Situation, in der sie zwar sehr gefragt waren, ihr Berufsbild bis hin zu organisatorischen Aspekten wie Arbeitsbelastung und Pensen aber noch ungeklärt blieb. Sie leisteten echte Pionierarbeit. Ungewohnt waren sie noch, die professionell ausgebildeten Laien mit Vollzeitpensum.
Die Gründung des Katechetischen Instituts Luzern (KIL
Der Gründungsimpuls für das RPI war pragmatisch der eklatante Mangel an Religionslehrpersonen, eine Konsequenz des damals schon sich abzeichnenden Priestermangels. Aus diesem Grund regte die Pfarrkonferenz der Stadt Luzern die Gründung eines Katechetischen Instituts an der Theologischen Fakultät an, das der Ausbildung von Laien für den Religionsunterricht dienen sollte. Gegründet wurde es Anfang 1964 vom Regierungsrat des Kantons Luzern, eröffnet zu Beginn des Studienjahres am 19./20. Oktober 1964. Bemerkenswert ist aus heutiger Sicht, wie speditiv das Vorhaben umgesetzt wurde, bemerkenswert ebenfalls die dafür nötige gute Zusammenarbeit zwischen der Kirche und dem Kanton Luzern. Die Luzerner Tageszeitung «Vaterland» berichtet über die Eröffnung: «Die zahlreiche Teilnahme der geistlichen und weltlichen Obrigkeit sowie so vieler Priester und Laien aus dem Kanton und der ganzen deutschsprachigen Schweiz bekundete entsprechend deutlich das rege Interesse für eine solche Stätte der katechetischen Unterweisung und Forschung.»2
Als Aufgaben des neuen Instituts wurde festgehalten:
1. Ausbildung von Religionslehrpersonen auf allen Stufen,
2. die wissenschaftliche Arbeit und
3. die Weiterbildung.
Die Anbindung an die Theologische Fakultät Luzern war deshalb nicht nur naheliegend, sondern auch adäquat. Man kann daraus schliessen, dass tatsächlich der Wille da war, nicht nur katechetisches Hilfspersonal, sondern qualifizierte Lehrpersonen mit eigener Professionalität und eigenem Profil auszubilden. Als einziges Institut seiner Art in der Schweiz entwickelte das Katechetische Institut von Anfang an eine Ausstrahlung für die gesamte Deutschschweiz.
… und wieder das Zweite Vatikanum
Es ist kein Zufall, dass das Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils und der RPI-Geburtstag so nahe beieinanderliegen. Das Aggiornamento, die anthropologische Wende in der Theologie und die Entwicklung der Religionspädagogik bilden den geistigtheologischen Rahmen der Institutsgründung.
Liest man das Dekret «Christus Dominus», so sind Inhalt und Aufgaben des Katechetischen Instituts überraschend zutreffend beschrieben. Der (Religions-) Unterricht sollte eine «geeignete Ordnung und eine Methode» haben, welche «der Eigenart, den Fähigkeiten, dem Alter und den Lebensbedingungen der Zuhörer entsprechen». Dafür brauche es entsprechende Fachleute. So müssen «Katecheten für ihre Aufgabe gebührend vorbereitet werden, indem sie die Lehre der Kirche gründlich kennen lernen und auch die psychologischen Gesetze und pädagogischen Fächer theoretisch und praktisch erlernen. Sie seien auch bemüht, dass der Unterricht für erwachsene Katechumenen wieder eingeführt oder besser angepasst wird.»3
Dieses Programm nimmt die Anliegen der katechetischen Reformbewegung seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts auf: die Forderung nach einer pädagogisch fundierten Planung des Religionsunterrichts, nach der Berücksichtigung von Psychologie und Pädagogik, um gezielt auf die Schülerinnen und Schüler eingehen zu können, und nach einer Ausbildung, welche die erforderlichen Elemente zusammen mit den theologischen Grundlagen integral beinhaltet.4 Damit verbunden war die grundlegende Veränderung des wissenschaftlichen Selbstverständnisses von der Katechetik, welche bislang als Anwendungsdisziplin der Dogmatik verstanden worden war. Neu verstand man sich als Religionspädagogik, die Wissenschaft von den Bedingungen, Perspektiven, der Theorie und der Gestaltung von religiöser Bildung insgesamt. Das bedeutet die Verabschiedung vom neuscholastischen Stoffprinzip, wie es im Katechismus umgesetzt ist, und die Neuprofilierung eines interdisziplinären Fachs in der Theologie. Während sich die Fachbezeichnung «Religionspädagogik » seit 1913 – als Joseph Göttler den ersten Lehrstuhl dieses Fachs in München innehatte – durchsetzte, brach die didaktische Weiterentwicklung der Reformkatechetik ab. Mindestens drei Ursachen sind dafür zu nennen:
1. die Bekämpfung dieser Bewegung wegen ihrer angeblichen «Offenbarungs- und Kirchenfeindlichkeit»;
2. die Zögerlichkeit im Hinblick auf die konsequente Reflexion von Inhalt und Methode im Religionsunterricht,5 und
3. das Aufkommen des Faschismus und der Zweite Weltkrieg sowie die restaurativen Tendenzen der Nachkriegszeit.
Der Katechismus wird abgelöst
Erst durch das Zweite Vatikanische Konzil wurden diese Ansätze wieder aufgegriffen, ja eingefordert. Eine konkrete praktische Konsequenz ist das Verschwinden des Katechismus als Lehrmittel des Religionsunterrichts. Obwohl seit seiner Entstehung in der Reformation auf Lernbarkeit (Auswendiglernen!) hin konzipiert, lässt er den Adressatenbezug vermissen und trägt massgeblich zum Misserfolg des Religionsunterrichts bei, wie er schon von der Reformkatechetik beklagt wurde. 1960 erteilte der Basler Bischof Franziskus von Streng den Auftrag, ein Religionsbuch zu erstellen, das den Basler Katechismus ablösen sollte. Ergebnis war das 1967 gedruckte «Arbeitsbuch für den Religionsunterricht auf der Mittelstufe der Volksschule » von Mitgliedern des Grenchner Kreises, das ad experimentum in ausgewählten Pfarreien erprobt werden sollte.6 Die Auseinandersetzungen um dieses Buch und mit seinen Autoren sind typisch für die Geburtswehen der neuen Religionspädagogik. Wie schon 50 Jahre früher wurde kritisiert, dem Erfahrungsbezug würde zu viel Raum gegeben, die Heilige Schrift und das Kerygma hingegen kämen zu kurz. Aus heutiger Sicht ist das Buch ein religionspädagogischer Durchbruch – wie auch die weiteren Publikationen des Grenchner Kreises –, ein ernsthaftes Bemühen um die dringend notwendige echte Korrelation von Leben und Glauben. Dass nicht mehr der Katechismus die Struktur und Methode des Religionsunterrichts vorgeben sollte, löste damals Ängste aus und beschwor Untergangsszenarien herauf. Die Auseinandersetzung um die Gewichtung der Pole Leben bzw. Erfahrung und Glaube bzw. Offenbarung gab während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu hitzig geführten Debatten in der Religionspädagogik Anlass und schlug sich in unterschiedlichen didaktischen Konzeptionen für den Religionsunterricht nieder.7 Die Korrelation ist heute unbestrittenes und elementares religionspädagogisches Prinzip.
Professionalisierung
Als roter Faden in der Geschichte des KIL/RPI lässt sich die zunehmende Professionalisierung erkennen. Ein Absolvent des ersten Kurses von 1964 anerkennt wohl im Rückblick, wie die Dozenten, meistens Professoren, «ihre Inhalte neu aufarbeiteten und nicht einfach in die Schublade von festgefahrenen Lektionen greifen konnten». Und doch war der Anfang eher geprägt von einer Minimaltheologie, die für Katecheten als ausreichend erachtet wurde. Mit der Professionalisierung des religionspädagogischen Arbeitsbereichs zeigte sich, dass nicht weniger Theologie verlangt ist, sondern eine andere Perspektive. Notwendig ist der pädagogische Blickwinkel vom Kind, vom Jugendlichen oder erwachsenen Lernenden aus auf die Theologie. Dadurch ergibt sich eine Verschiebung der klassischen Gewichtung von Fächern und Themen, die gleichzeitig ein Lackmustext sein kann für die Glaubwürdigkeit der anthropologischen Wende der Theologie.
Ein zweiter wichtiger Aspekt der Professionalisierung ist der Theorie-Praxis-Bezug in einem akademischen Umfeld. Davon zeugen die Studienreformen, vor allem die von 1993 und von 2004, welche zunehmend die Praxis in das Studium integrieren. Praktische Handlungskompetenz entsteht nicht automatisch durch die lineare Abfolge von theoretischer Instruktion und anschliessender «Umsetzung», vielmehr muss der Theorie-Praxis-Bezug von Beginn der Ausbildung an präsent sein und – vor allem bei den Studierenden – zu einer immer differenzierteren Reflexionsstruktur heranreifen. Fachlich massgebend ist hierbei der relevante pädagogischdidaktische Wissensstand und die Orientierung an den Kriterien der Lehrpersonenausbildung bzw. der soziokulturellen Animation. Eine optimale Umsetzung des Theorie-Praxis-Bezugs, das sei zugegeben, bleibt in einer solchen Ausbildung ein Dauerthema.
Seit den Anfängen hat sich in Sachen Berufsbild einiges getan, dennoch, so scheint es, hat die Anerkennung des Berufsstandes mit der Professionalisierung nicht ganz Schritt gehalten. Zu diskutieren geben immer wieder die uneingeschränkte Anerkennung von Laien im kirchlichen Dienst und die Frage der beruflichen Weiterentwicklung in der Pastoral in Zeiten kirchlichen Personalmangels.
Vom KIL zum RPI
Auf das Studienjahr 2004 wurde aus dem Katechetischen Institut das Religionspädagogische Institut. Vorausgegangen war eine lange Phase der Neukon- zeption des Studienangebots, die wiederum pragmatische und programmatische Aspekte berücksichtigte.
Im Vorfeld meldeten sich immer wieder viele Interessierte mit hoher Motivation und guten Voraussetzungen für das Arbeitsfeld, denen aber eine dreieinhalbjährige Vollzeitausbildung aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht möglich war. Die 2004 erfolgte Neuordnung des Studiums in Grund- und Aufbaustudium ermöglichte es, für den ersten Teil des Studiums je nach Ressourcen ein oder zwei Jahre zu veranschlagen. Die Praxis im darauf folgenden Aufbaustudium wurde aufgewertet zu einer bezahlten Praxisstelle. Damit konnten zwei Desiderate gleichzeitig erfüllt werden. Es ist nun möglich, wenigstens teilweise für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen; gleichzeitig wurden die Studierenden schon währen der Ausbildung mit dem religionspädagogischen Ernstfall konfrontiert. Die Unterrichtsform während des Aufbaustudiums entspricht mit ihrer modulartigen Form, in der situationsspezifisch verschiedene Fächer integriert werden, dem Theorie-Praxis-Bezug. Das neue Studienmodell erlaubt eine grössere zeitliche Flexibilität in der Gestaltung, was zu einer erheblichen Zunahme der Studierendenzahlen geführt hat.
Die Namensänderung von «katechetisch» zu «religionspädagogisch» ist keine Kosmetik, sondern war eine längst überfällige Anpassung an die Realität.
Für die Änderung lassen sich vier Gründe nennen:
1. Der religionspädagogische Arbeitsbereich umfasst mehr als die Katechese im engeren Sinne. Drei Kompetenzbereiche sind in der Ausbildung eigens ausgewiesen: Gemeindekatechese, schulischer Religionsunterricht und kirchliche Jugendarbeit.
2. Die RPI-Ausbildung erfolgt auf einer wissenschaftlichen Grundlage – wie schon im Gründungsakt festgelegt; vor allem durch die Anbindung an die Professur Religionspädagogik ist der Anschluss an die Forschung gewährleistet.
3. Die Religionspädagoginnen und Religionspädagogen (RPI) sind imstande, die Vielfalt der religionspädagogischen Arbeitsbereiche abzudecken sowie gestaltende und koordinative Verantwortung an ihrem Einsatzort zu übernehmen.
4. Die Bezeichnung entspricht dem internationalen Sprachgebrauch vergleichbarer Ausbildungen.
Ach, die Schule!
Die Veränderungen in der Bildungspolitik und in der Schullandschaft fordern die Kirche, die Pfarreien wie auch das RPI als Ausbildungsstätte heraus. Die Strukturen für den konfessionellen Religionsunterricht sind komplizierter und schwieriger geworden, sei es durch Einführung des bekenntnisunabhängigen Religionsunterrichts oder generell durch die Abnahme der gesellschaftlichen Akzeptanz für kirchliche und katechetische Aktivitäten.
Hier wirkt sich eine gewisse Theorievergessenheit negativ aus. Die religionspädagogisch gängige Unterscheidung der Lernorte wurde nicht so recht rezipiert. Viele mögen sich sagen: Was macht es schon aus, ob die Katechese im Schulhaus oder in der Pfarrei stattfindet? Die Akzentuierung der Lernorte jedoch ist ein gutes Instrument, die Handlungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Kontexten besser auszuloten. Die Anerkennung des Lernortes Schule mit seinen spezifischen Zielen und Aufgaben ist – gerade angesichts der geringer werdenden Akzeptanz von Kirche – die Voraussetzung dafür, katechetisch-kirchliche Aktivitäten in diesem Kontext einzuschätzen.
Gemäss der Unterscheidung der Lernorte ist der genuine Platz der Katechese in der Pfarrei bzw. der christlichen Gemeinde. Es geht dabei nämlich um das ureigenste Anliegen der Kirche: die Einführung der nächsten Generation in Inhalte und Vollzug von Glauben. Ohne den Kontakt zur kirchlichen Communio, ohne die Freiwilligkeit des Glaubenszugangs, ohne die Vielfalt von kognitiven und erfahrungsorientierten Zugängen ist dies nicht möglich. Dies kann die Schule je länger, desto weniger garantieren, ja, Katechese an der Schule ist zunehmend unerwünscht. Die Schule ist ein Ort der Bildung für alle. Wo es möglich ist, sollte sich die Kirche an diesem Bildungsauftrag beteiligen. Das kann aber nicht Katechese in der Schule heissen. Die Differenzierung der Lernorte ist sicher nicht auf jede Situation lupenrein anzuwenden, aber sie hilft, auf die neuen Herausforderungen gut zu reagieren.
Was heisst das in Bezug auf Schule? Nicht trotziger Rückzug, sondern radikales Umdenken ist hier gefragt: Welches ist unsere Rolle als Kirche in einer Gesellschaft, die nicht mehr durch und durch kirchlich ist? Können wir etwas für die religiöse Bildung aller tun? Was können wir als Kirche der Schule als Ganzes anbieten, um sie zu unterstützen? Je nach Situation ist Unterschiedliches möglich: Schulgottesdienste, Schulrituale, Beteiligung an Projekten und Schullagern bis hin zum – immer noch möglichen – konfessionellen Religionsunterricht, der Offenheit gegenüber allen Schülern praktiziert.
Die RPI-Ausbildung versucht, die Studierenden auf sich verändernde Gegebenheiten vorzubereiten, die mehr verlangen als das früher einmal gelernte didaktisch-pädagogische Handwerkszeug. Sie verlangen eine Haltung der Offenheit, des nüchternen Blicks auf die Realität, damit Zukunftsfähiges entstehen kann.
Neue Herausforderungen der Religionspädagogik – zwei Beispiele
Digital Natives
Die Feststellung, wie rasant sich das Leben durch die Digitalisierung, die sozialen Netzwerke und die technischen Möglichkeiten der mobilen Telefone verändert wird, ist nicht besonders originell. In der Religionspädagogik hinken jedoch die theoretische Reflexion und die Erarbeitung praktischer Möglichkeiten dieser Realität hinterher. Es dominiert der Argwohn. Eine kompetente und gründliche Reflexion dieser neuen, dominierenden Realität steht noch aus. Es ist dringende Aufgabe, religionspädagogische Modelle für verschiedene Adressatengruppen und didaktische Konzepte für Schülerinnen und Schüler zu entwickeln, die selbstverständlich mit moderner Technologie hantieren, denen das Konzept «follower» und «likes» näher ist als das der «Jünger»; jungen Menschen, deren Identitätsfindung diesbezüglich ganz neue Chancen, aber auch Gefahren kennt.
Religiöse Begleitung Erwachsener
Eine weitere Herausforderung ist die religiöse Begleitung Erwachsener, auch dies schon eine Forderung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Vorstellung, dass Kinder und Jugendliche eine religiöse Erziehung und Bildung erhalten, die mit dem Ende der Schulzeit abgeschlossen ist, entspricht nicht mehr der Realität. Ungebrochene religiöse Bildungsbiografien werden seltener. Umso mehr wird es darauf ankommen, religiöse und spirituelle Fragen Erwachsener in geeigneter Weise aufnehmen zu können. Hier muss ein originärer didaktischer Ansatz greifen, welcher der Lebenserfahrung, den unterschiedlichen Lebenswegen, den Ressourcen und konkreten Bedürfnisssen Erwachsener gerecht wird. Dieses Thema hat in der RPI-Ausbildung in der letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Frischer Wind
Von der Dynamik der Gründung der Universität Luzern im Jahr 2000 und dem Umzug in ein gemeinsames neues Gebäude hat auch das RPI profitiert. Deutliches äusseres Zeichen der vollen institutionellen Eingliederung ist der Bachelor in Religionspädagogik neben dem bewährten Diplomstudiengang. Es eröffnet den Studierenden universitäre Anschlussmöglichkeiten an Masterstudiengänge wie auch zum internationalen Studienaufenthalt. Hierdurch ist es möglich, noch breitere Interessentenkreise für die Ausbildung zu gewinnen. Schliesslich trägt der Bachelorstudiengang zur Profilierung des Fachs und damit auch der Theologischen Fakultät an der Universität bei. Davon unberührt bleibt die Frage des Berufsbildes und der Weiterentwicklung im kirchlichen Dienst, die gerade angesichts des kirchlichen Personalmangels besser geklärt werden muss.
Frischen Wind brachte auch die Angliederung des Fachzentrums Katechese im Auftrag der DOK (Nachfolgeorganisation der Interdiözesanen Katechetischen Kommission) im Jahr 2010, welche den traditionell intensiv gepflegten Kontakt zu den kantonalen Ausbildungsstellen und zu den katechetischen Kommissionen der Bistümer eine neue institutionelle Grundlage verleiht. In Zusammenarbeit mit dieser Stelle wird der Service für die katechetischen Arbeitsstellen und die katechetisch Tätigen in der Deutschschweiz neu aufgestellt.
In den letzten Jahren hat sich das RPI als religionspädagogisches Kompetenzzentrum in der ganzen Breite des Fachs etabliert, zum Beispiel die Mitwirkung von Mitarbeitenden am Leitbild Katechese, an Projekten Kirchlicher Jugendarbeit, am Lehrmittel für «Religion und Kultur», bei der kirchlichen Weiterbildung und an den Projekten des Fachzentrums Katechese im Bereich der Elternarbeit und der Eucharistiekatechese. Wir verstehen uns als religionspädagogisch kompetenter Partner staatlicher wie kirchlicher Organisationen. Diese Spur gilt es weiter zu pflegen und zu vertiefen.
Nicht Nostalgie, sondern Offenheit für die Zukunft
Spricht man heute von Religionsunterricht, so dominiert schnell einmal Nostalgie («Früher hatten die Kinder ein religiöses Grundwissen») und Pessimismus («Kaum einer kann mehr das Vaterunser»; «Meine Tochter hat so einen schlechten Religionsunterricht »). Als Leitsatz für das RPI kann gelten, was die französischen Bischöfe in ihrem Hirtenbrief «Proposer la foi» sagen: «Wir lehnen jede Nostalgie nach vergangenen Epochen ab (…). Wir träumen nicht von einer unmöglichen Rückkehr zur so genannten Christentümlichkeit. Kirche darf sich nicht von Gesellschaft und Kultur abwenden.»8
Als ein Institut, das der Theologie und der Pädagogik, der wissenschaftlichen Interdisziplinarität und der Vielperspektivität auf die Praxis verpflichtet ist, müssen wir die gesellschaftliche und religiöse Realität aufmerksam wahrnehmen. Das bedeutet, sich dem Neuen immer wieder mit offenem Blick zu stellen und unwichtige Modeerscheinungen von grundlegenden Trends zu unterscheiden. Nur so kann eine attraktive und zeitgemässe Ausbildung gewährleistet werden.
In diesem Sinne sei eine herzliche Einladung zum Jubiläum des RPI vom 12./13. September 2014 ausgesprochen. Es beginnt mit einem grundsätzlichen, nachdenklichen Beitrag zum Thema «Sehen und gesehen werden» – gerade auch im Zeitalter der Selfies –, thematisiert in Workshops religionspädagogische Herausforderungen und bietet einen geschichtlichen Rückblick der anderen Art. Neben den inhaltlichen Impulsen dieser Fachtagung kommen das Künstlerisch-Spielerische, das Feiern und die Begegnung am Festanlass nicht zu kurz.
Informationen und eine Anmeldungsmöglichkeit finden sich unter: www.unilu.ch/rpi50