Die israelischen Angriffe zielten darauf ab, die Bedrohung durch Hisbollah-Angriffe auf Nordisrael zu entschärfen, und führten zu mehr als einer Million Vertriebenen in verschiedenen Landesteilen. Besonders betroffen sind Beirut, das Libanongebirge und der Norden des Landes, wohin viele Menschen aus dem Süden fliehen.
Kirchen und Klöster öffnen Türen
In diesen Regionen hat die Kirche ihre Tore geöffnet und bietet in Kirchen und Altersheimen Schutz für jene, die aus den gefährlichen Gebieten flüchten. Diese Einrichtungen stehen allen offen, unabhängig von Religion oder Herkunft, da die Kirche den biblischen Auftrag wahrnimmt, Menschen in Not zu helfen.
Kirche in Not (ACN) steht in Kontakt mit sieben Diözesen und fünf Ordensgemeinschaften, die an der Betreuung der Vertriebenen beteiligt sind, und bemüht sich nun, die nötigen Mittel zur Versorgung der Menschen zu beschaffen. Der Bedarf betrifft vor allem Lebensmittel, Hygieneartikel, Matratzen, Decken, Medikamente und andere lebensnotwendige Güter. Viele Christen im Südlibanon sind Bauern, die aufgrund der instabilen Lage ihre Oliven- und Tabakernte nicht einbringen können und dadurch ohne Einkommen dastehen. Auch katholische Schulen, die mittlerweile auf Online-Unterricht umgestellt haben, werden voraussichtlich Hilfe benötigen, da die Eltern in betroffenen Gebieten die Schulgebühren nicht zahlen können.
Obwohl der Konflikt das ganze Land betrifft, sind die Grenzgebiete zwischen Israel und dem Libanon besonders hart getroffen. Die Christen dort sind direkt betroffen, obwohl sie nicht in die Anschläge gegen Israel verwickelt sind. Tausende von Christen mussten ihre Häuser verlassen, was häufig zur Trennung der Familien führte: Mütter und Kinder finden Zuflucht in kirchlichen Einrichtungen oder bei Verwandten, während die Väter zurückbleiben, um ihre Häuser und Wohnungen vor Plünderungen zu schützen.
Kirche bei Angriff zerstört
Am 9. Oktober wurde bei einem Angriff auf die libanesische Ortschaft Derdghaya in der Nähe von Tyrus, eine Kirche, die zur griechisch-katholischen Eparchie von Tyrus gehört, von Bomben getroffen. Die Kirche und nebenstehende Gebäude auf dem Kirchengelände, in denen Flüchtlinge untergebracht waren, stürzten ein. Bei einem weiteren Angriff traf die Luftwaffe das Haus des Pfarrers und ein weiteres dreistöckiges Pfarreigebäude und zerstörte sie vollständig. Bei den beiden Angriffen kamen mindestens acht Menschen ums Leben.
Libanon – seit Jahrzehnten in der Krise
«Der Libanon durchlebt seit Jahrzehnten eine Krise nach der anderen – von politischer Instabilität, Flüchtlingsströmen aus regionalen Konflikten, dem wirtschaftlichen Kollaps, bis hin zu den israelischen Angriffen», erklärte Regina Lynch, die geschäftsführende Präsidentin von Kirche in Not (ACN).
«Trotz all dieser Herausforderungen dient die Kirche weiterhin den Menschen, bietet ihnen materielle und geistliche Unterstützung. Kirche in Not (ACN) steht unseren Partnern im Libanon seit langem bei, und wir werden sie auch jetzt nicht im Stich lassen. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Freunde und Wohltäter die Dringlichkeit der Unterstützung der libanesischen Kirche bei ihrer Arbeit im Dienste Gottes verstehen werden», fügte sie hinzu.
zvg