Ilanzer Dominikanerinnen
Im Herrn verschieden
Sr. Josefa Hotz starb am 3. März im 95. Lebensjahr und im 73. Jahr ihrer Profess. Ihr Begräbnisgottesdienst fiel auf den 7. März, dem Weihetag unserer Klosterkirche. Wenige Monate nach der Einweihung unserer Kirche fand im Sommer 1970 das Generalkapitel statt, an welchem Sr. Josefa zur Generalpriorin gewählt wurde. Das brachte eine tiefgreifende Veränderung in ihr Leben. Sr. Josefa war damals 42 Jahre alt und hatte sich von ihrer geliebten Aufgabe als Lehrerin zu trennen. Von heute auf morgen war sie – als Verantwortliche für fast 500 Schwestern – mitten hineingestellt in eine Zeit des Umbruchs. Fünf Jahre zuvor, 1965, war das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende gegangen. Ein Umdenken war angesagt in der Kirche, auch in den Klöstern. Als Generalpriorin war sie gefordert, gemeinsam mit ihren Rätinnen, zukunftsgerichtete Entscheidungen zu treffen. Umbruch, das heisst: Altes loslassen, damit das Neue gesucht und gefunden werden kann. Das erzeugte Spannungen, welche sie als Generalpriorin in besonderem Masse aufzufangen und auszuhalten hatte. Unsere Gemeinschaft darf dankbar zurückblicken auf das vorwärtsgerichtete Engagement von Sr. Josefa während dieser Zeit. Nach zwölf Jahren, 1982, durfte sie ihre Aufgabe einer Nachfolgerin übergeben. Wiederum engagierte sie sich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Schwestern in einem Haus mit Schülerinnen. Gleichzeitig verfolgte sie die Entwicklungen in Gesellschaft und Kirche, nahm Anteil am Schicksal der Menschen in ihrem Umfeld und warf durchaus auch einen Blick auf die Politik. Sr. Josefa hielt sich nie für eine besonders Grosse, und doch war sie gross in ihrer Redlichkeit, in ihrer Suche nach einer Haltung im Geist und in der Wahrheit (Joh 4,24).
Sr. Ingrid Grave OP, Ilanz