Mit einer Einführung versehen und herausgegeben von Gudrun Sailer, kath. Bibelwerk, Stuttgart 2016
Als Autor dieses Buches figuriert der Papst, doch die Urheberin der Textauswahl ist eine Frau – eine engagierte Frau der Kirche an gut sichtbarer Stelle: Die in Österreich geborene Journalistin arbeitet als Redakteurin bei Radio Vaticana und wohnt mit ihrer Familie in Rom. Aus ihrer Feder stammen das in mehreren Auflagen erschienene Buch «Frauen im Vatikan» (Leipzig 2007) und ihre meisterhafte Biografie der in den vatikanischen Museen angestellten und geschützten Jüdin Dr. Hermine Speier (Monsignorina. Die deutsche Jüdin Hermine Speier im Vatikan, Münster 2015). Ihre prominente Rolle, etwa bei der Kommentierung der Wahl von Papst Franziskus in Radio und Fernsehen, und die Tatsache, dass 2013 rund 19 Prozent der Belegschaft im Vatikan Frauen waren, sind ihr nicht genug. Sie will Zeichen der Ermutigung für alle Frauen der Kirche setzen – und stösst auf «frischen Wind von oben» (9) Belegbei Papst Franziskus. Auszüge aus seinen Predigten, Ansprachen und Interviews hat sie zusammengestellt und mit einer 50-seitigen Ein-leitung versehen. Die Leser und Leserinnen gewinnen Einblicke in die Stellungnahmen der Päpste zur Frauenfrage seit Pius X. und lernen die «Frauen am Weg des Jorge Mario Bergoglio» kennen.
Die Bilanz scheint auf den ersten Blick ernüchternd auszufallen: Der Papst warnt vor einem «Machismo im Rock». «Kardinälinnen will er keine (…). Priesterweihe für Frauen? ‹Diese Tür ist geschlossen›» (10). Doch die Türen, die der Papst öffnet, führen in «neue Räume». Er will eine vertiefte «Theologie der Frau», sakramentale Vollmacht soll nicht mit Macht verwechselt werden, die aus der Taufe stammende Würde ist ernstzunehmen – und DIE Kirche ist «von Anfang an weiblich» (59). Frauen sind darin nicht Gäste, sondern tragen wie die zahllosen Frauen der Bibel die Geschichte Gottes mit seiner Schöpfung authentisch und entscheidend mit.
«Was allerdings seine Vision für den Platz der Frau in der Kirche anbelangt, bleibt Papst Franziskus im Unbestimmten» (9). «Der Papst, der aus der Ferne kam, hat viele Baustellen in der Kirche aufgemacht, eine davon ist das Thema Frauen. Einen genauen Plan hat er nicht, und so kann Franziskus diese Baustelle gewiss nicht in der Spanne abschliessen, die ihm noch bleibt. Aber er hat die Architektinnen und die Arbeiterinnen in aller Offenheit dazu eingeladen, sich die Sache einmal anzusehen, herumzutüfteln, herumzubeten und Entwürfe zu liefern. Das ist mehr, als jeder Papst vor ihm getan hat» (20).