«Einmal Fallschirmspringen», «die Pyramiden sehen», «etwas ‹Majestätisches› erleben», «so sehr lachen, bis man weint» u. a. m. steht auf der finalen To-do-Liste des Milliardärs Edward Cole und des hochgebildeten Carter Chambers im Film «Das Beste kommt zum Schluss», als sie erfahren, dass sie bald sterben werden. Und sie setzen ihre Wünsche um.
Angesichts des nahen Todes werden Wünsche und Bedürfnisse wach. Was möchte ich noch tun? Was ist mir wichtig? Versäumtes will nachgeholt, ein Lieblingsort nochmals aufgesucht, letzte Dinge geregelt werden. Die Wünsche können bei Angehörigen auf grosses Unverständnis stossen, wie bei der Frau von Carter Chambers. Doch die befristete Zeit erhöht die Dringlichkeit: «Wenn nicht jetzt, wann dann?»
Es stellen sich weiter Fragen nach dem Ort des Sterbens, der pflegerischen und medizinischen Betreuung, der finanziellen Unterstützung. Wer entscheidet bei einer Urteilsunfähigkeit? Dass sich die Menschen heute mit Fragen des Wie, Wo und auch Wann des Sterbens auseinandersetzen, zeigt an, dass sie den Tod je länger, je weniger als unvermeidlichen Schicksalsschlag wahrnehmen, sondern als Ereignis, für das (mit ganz konkreten Entscheidungen) vorzusorgen ist.
Fürs Sterben vorsorgen ist ein Akt der Selbstbestimmung. Selbstbestimmung ist als wesentliches Element heutiger Vorstellungen eines guten Sterbens zu werten. Sie bedeutet für die Menschen einen Freiheitsgewinn, der aber «auch eine Verantwortung mit sich» bringt, «die in Überforderung münden kann». Darauf macht das Nationale Forschungsprogramm 67 «Lebensende» (NFP 67) aufmerksam.
Die Selbstbestimmung richtet sich aber nicht nur auf äussere Begebenheiten wie den Ort, sondern kann auch spirituelle Aspekte beinhalten. Menschen möchten ihr Sterben spirituell gestalten und bewältigen. Dabei spielen eigene Ausdrucksformen und alternative Religiosität je länger, je mehr eine grössere Rolle und tradi- tionelle christliche Vorstellungen treten zurück. Aber allen ist gemeinsam, «ein ruhiges Sterben ermöglichen zu wollen» (NFP 67).
Unabhängig davon, wie das Lebensende von den einzelnen Menschen konkret vorbereitet wird, nach der Studie des NFP 67 ist es stets «von politischen, rechtlichen, ökonomischen und kulturellen Bedingungen geprägt». Aus diesem Grund ist das Lebensende nicht nur eine individuelle Angelegenheit, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung.
Maria Hässig