Der vor sieben Jahren verstorbene Churer Bischofsvikar und spätere Erzbischof von Laibach, Alois Sustar (1920–2007) verdient in mehrerer Hinsicht unsere Aufmerksamkeit. Er steht für eine Kirche, welche die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils mitgetragen und in der Schweiz und in Slowenien tatkräftig umgesetzt hat. So war er mit Ivo Fürer und Otto Wüst einer der wichtigsten Promotoren einer bistumsübergreifenden Zusammenarbeit in der Schweiz, was zur Gründung der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz, der Synode 72 und mehreren Gesprächskommissionen geführt hat. Auf ihn geht der Vorschlag zurück, die «Schweizerische Kirchenzeitung» als gemeinsames Organ der Deutschschweizer Bistümer und Bistumsteile zu führen, was 1970 umgesetzt wurde. Bischof Ivo Fürer hat vor sechs Jahren in der SKZ in einem inhaltsreichen Nekrolog die hier nur kurz angetönten Leistungen von Alois Sustar, der 1966 Schweizer Bürger wurde, eindrücklich gewürdigt.1
Einsatz für die Unabhängigkeit Sloweniens
In der Schweiz weniger bekannt ist der Einsatz von Alois Sustar zugunsten der Unabhängigkeit Sloweniens, die nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens ohne Blutvergiessen erreicht werden konnte. Dank seinen Schweizer Erfahrungen gelang es ihm nicht nur, eine engere Verbindung der slowenischen Bischöfe zu bewirken und so kirchliche Gemeinschaft nicht nur zu predigen, sondern auch umzusetzen; dank seinen Fähigkeiten und seinem Willen zum offenen und vorurteilslosen Dialog wurde er zu einem wichtigen Träger der Demokratisierung Sloweniens. Alois Sustar informierte Papst Johannes Paul II. und seine Freunde unverzüglich über den in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni 1991 erfolgten gewaltsamen Einmarsch der Jugoslawischen Volksarmee in Slowenien. Johannes Paul II. und Sustars weitere Freunde, u. a. auch alt Bundesrat Kurt Furgler, setzten sich für die Unabhängigkeit Sloweniens ein, was am 26. Oktober 1991 zum Rückzug der jugoslawischen Armee und zu Beginn des Jahres 1992 zur Anerkennung Sloweniens durch den Heiligen Stuhl, die EU-Staaten, die Schweiz und die USA geführte hat. Im Vertrauen auf die Macht des Dialogs gelang es ihm trotz grosser Schwierigkeiten, auch die Freiheit der Kirche in Slowenien auszubauen und zu stärken.
Ausstellung in Bern
Das Leben von Alois Sustar wird vom 21. bis 26. Juni 2014 im Rahmen einer Wanderausstellung im Eingangsbereich der Dreifaltigkeitskirche in Bern (Taubenstrasse 6 in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs und der slowenischen Botschaft) näher dargestellt und gewürdigt (der Eintritt ist frei). Ein kleiner, sehr lesenswerter Ausstellungskatalog in deutscher Sprache ergänzt die Ausstellung, die vom Erzbischöflichen Archiv in Laibach konzipiert wurde.