Die Kirche steht den Menschen bei

Vor einem Jahr überfielen russische Streitkräfte die Ukraine und ein grausamer Krieg begann. Seither sterben täglich Menschen. Die ukrainische Infrastruktur wird permanent gezielt angegriffen. Unterdessen steht die Kirche den Menschen in ihrem Leid bei. Priester und Ordensleute bleiben vor Ort und leisten in ihren Klöstern und Pfarreien im ganzen Land Hilfe. 

In Klöstern und Pfarreien wurden Flüchtlingsunterkünfte geschaffen. (Bild: zvg)

 

Zunehmend richten sich die russischen Angriffe gegen Zivilisten. Bäckereien, Theater oder Kindergärten werden zerstört. In Bunkern werden Kinder geboren. Ihre Geschwister spielen Krieg oder hören auf zu sprechen. Viele Menschen harren im Kriegsgebiet aus und können oder wollen ihre Heimat nicht verlassen.

Oft sind es gerade die Alten und Kranken, die vor Ort bleiben. Priester und Ordensleute geben derzeit alles, was sie haben, um anderen zu helfen, um Trauernden und Traumatisierten Trost und Verzweifelten Hoffnung zu schenken. Trotz der Gefahr geben sie nicht auf und unterstützen, gemeinsam mit kirchlichen Mitarbeitern und vielen Freiwilligen, die Bedürftigen so gut wie möglich.

Widerstand gegen den Krieg

Die Kirchen der Ukraine wurden während des Kommunismus lange Zeit unterdrückt und mussten manches Martyrium erdulden. Möglicherweise sind es genau diese leidvollen Erfahrungen, welche die Gläubigen der ukrainischen Kirchen zusammengeschweisst haben und Priester und Ordensleute motivieren, trotz Lebensgefahr bei den Menschen zu bleiben und Hilfe zu leisten. Durch Werke der Nächstenliebe widersetzen sie sich dem Hass des Krieges.

Katholischen Minderheiten der Ukraine

Die katholische Kirche in der Ukraine besteht aus vier Teilkirchen, die jeweils den Papst in Rom anerkennen: Die ukrainisch griechisch-katholische Kirche, die ruthenische griechisch-katholischen Kirche, deren Liturgie im Byzantinischen Ritus gefeiert wird und die Kirche des Lateinischen Ritus. Zudem gibt in der Ukraine auch eine winzige armenisch-katholische Minderheit. Während der sowjetischen Herrschaft wurden die katholischen Kirchen in der Ukraine unterdrückt und verfolgt. Zahlreiche Priester und Ordensleute wurden inhaftiert oder getötet. Nur im Exil und im Untergrund konnte die Kirche überleben.

Seit 70 Jahren in der Ukraine

Einzig das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)», das inzwischen seit 70 Jahren in der Ukraine Hilfe leistet, stand der Kirche hinter dem Eisernen Vorhang bei. Nach dem Ende des Kommunismus trug «Kirche in Not (ACN)» massgeblich dazu bei, die zerstörte kirchliche Infrastruktur im Land wieder aufzubauen. Seit langem zählt die Ukraine zu den Schwerpunktländern des weltweit tätigen Hilfswerks. Gleich zu Kriegsbeginn konnte es durch gute Vernetzung in der Ukraine Nothilfe bereitstellen und seine Unterstützung intensivieren. Dafür arbeitet das Hilfswerk eng mit seinen Partnern vor Ort und zusammen.

Ein Kampf ums Überleben

Gerade jetzt im Winter leidet die Bevölkerung an den enormen Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Wasser, Heizung und Stromversorgung sind häufig nicht mehr sichergestellt. Rund neun Millionen Menschen harren Schätzungen zufolge ohne Stromversorgung aus. Nach Angaben der ukrainischen Regierung sind 50% der Energieanlagen zerstört worden. Vielen Menschen fehlt es am Elementarsten. Die ständigen Zerstörungen durch Raketen verursachen permanent neues Leid. Durch die Angriffe haben viele ihr Haus oder ihre Wohnung verloren etwa 5,9 Millionen Binnenflüchtlinge sollen in der Ukraine leben. Kaczmarek, Projektverantwortliche des Hilfswerks «Kirche in Not (ACN)» für die Ukraine, meint, dass „die neuen russischen Drohnenangriffe nicht auf strategische militärische Ziele abzielen“, sondern darauf, „das tägliche Leben der Ukrainer zu verschlimmern“ und es „unmöglich zu machen, den Winter an diesen Orten zu überleben.“ Als Reaktion auf diese Notlage hat das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» ein Finanzhilfepaket zur Bewältigung der Energiekrise in der Ukraine geschnürt. Dazu gehören der Kauf von Holzöfen und Stromgeneratoren. Dazu kommen Projekte zum Austausch von Heizungsanlagen in drei Pfarreien, zwei Schwesternklöstern, einem Bischofshaus, einem Pfarrhaus und dem Priesterseminar in Ternopil.

Pfarreien und Klöster werden zu Hilfszentren

Viele Pfarreien und Klöster haben in ihren Gebäuden Notunterkünfte eingerichtet. Sie nehmen Geflüchtete auf oder bieten unter der Kälte leidenden Menschen die Möglichkeit sich wieder aufzuwärmen. An vielen Orten bietet die Kirche auch Verpflegung an, damit die Menschen wenigstes einmal am Tag eine warme Mahlzeit zu sich nehmen können. «Kirche in Not (ACN)» hat den Ortskirchen seit Kriegsbeginn zudem zahlreiche Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, damit möglichst vielen Menschen geholfen werden kann und Lebensmittel und Hilfsgüter transportiert werden können. Diese Hilfe ist oft lebensrettend. Die erste Solidaritätswelle in der Schweiz ist ein Jahr nach Kriegsbeginn jedoch abgeflacht, obwohl das Leid der Bevölkerung mit jedem Kriegstag zunimmt. Daher bittet das Hilfswerk um Unterstützung, damit den Menschen in der Ukraine auch weiterhin geholfen helfen kann.  

zvg

 

 

«Kirche in Not (ACN)» ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das mit Hilfsaktionen, Informationstätigkeit und Gebet für bedrängte und Not leidende Christen in rund 130 Ländern ein. Seine Projekte sind ausschliesslich privat finanziert. Das Hilfswerk wird von der Schweizer Bischofskonferenz für Spenden empfohlen. www.kirche-in-not.ch Spenden: PC 60-17200-9; IBAN 55 0900 0000 6001 7200 9