Die Zukunft der Klöster in der Schweiz

Profess im Karmelitinnenkloster «Notre Dame de l‘Unité» in Develier JU. (Bild: zvg)

 

Klöster haben Geschichte und Landschaft vieler Orte geprägt. Wallfahrtsorte, das kulturelle Erbe sowie geistliche Zentren, die von Ordensgemeinschaften getragen werden, gehören noch zu Anziehungspunkten in unserer säkularisierten Gesellschaft. Ordensgemeinschaften sind auch Teil der kirchlichen Landschaft und Spiegelbild unserer Gesellschaft. Neben den über Jahrhunderte stabilen Gemeinschaften gibt es auch jene, die wegen ganz konkreter sozialer Situationen gegründet wurden und sich dort eingesetzt haben, wo bedürftige Menschen vernachlässigt wurden: Unser Schweizer Sozialstaat ist geprägt von ihrem Engagement. Die Frage nach dem Sinn des Lebens und die Krisen unserer Gesellschaft hallen auch in den Klostergemeinschaften nach. 

Im Westen sind die Berufungen drastisch geschrumpft. Jedes Kloster steht für eine Gemeinschaft von Frauen und Männern mit ihrem Ordenscharisma und ihrer eigenen Spiritualität in der Nachfolge Jesu. Sowohl die Fragen nach der Zukunft der Klöster in der Schweiz als auch die Antworten darauf sind alles andere als einfach. In Gemeinschaften mit geringer Mitgliederzahl und älteren Schwestern und Brüdern verändern sich die Aktivitäten und der Lebensrahmen stark. Gewisse Gemeinschaften stellen sich auch die Frage nach der Nachnutzung aller oder eines Teils ihrer Gebäude. Die Auseinandersetzung damit ist nicht selbstverständlich und fordert das Herz der einzelnen Mitglieder. Sie führt weiter zu Fragen der praktischen Umsetzung. Hierher gehören die komplexen Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Klosterbesitz. Hinzu kommt die im Kirchenrecht eingebettete Forderung, dass diese Orte das Charisma der bisherigen Gemeinschaft so weit wie möglich weiterführen oder mindestens im Dienst der seelsorglichen, sozialen oder kulturellen Aktivitäten der Kirche bleiben sollen. Das erscheint manchmal fast wie eine Quadratur des Kreises. Natürlich wecken die kulturell wertvollen klösterlichen Objekte das Interesse einiger Leute, die sich wenig mit dem Charisma der Ordensgemeinschaft oder mit kirchlichen Nutzungszielen beschäftigen.

Manchmal hilft ein Blick in die Geschichte, um einen Blick in die Zukunft zu wagen: Nach Krisen gab es oft Blütezeiten. Eine solche Feststellung darf aber nicht die harte Wirklichkeit ausblenden. Für manche Ordensgemeinschaften ist das Kleinerwerden, Loslassen und Abschiednehmen eine anspruchsvolle Aufgabe und gewisse Entscheidungen haben sie lange geprüft und errungen.  

Die Zukunft der Klöster geht alle an, die sich einem christlichen Erbe verbunden fühlen. Gott ruft weiter und der Heilige Geist wirkt im Herzen vieler Menschen, die auf der Suche nach einem von christlichen und geistlichen Werten tief geprägten Lebensstil sind. Das gottgeweihte Leben hat nichts von seiner Aktualität verloren und Klöster werden wichtige Orte des Gebetes bleiben.


Br. Daniele Brocca*

 

* Br. Daniele Brocca (Jg. 1964) ist zur Zeit Guardian des Franziskanerklosters in Freiburg i. Ü. Er ist seit 2020 Präsident der KOVOS, der Konferenz der Ordensgemeinschaften und anderer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz.