2022 jährt sich der Beginn der Synode 72 zum 50. Mal. Zugleich stehen wir mitten im synodalen Prozess, den Papst Franziskus für die ganze Weltkirche 2021 ausgerufen hat und der 2023 in die Bischofssynode zum Thema «Synodalität» münden soll. Das ist ein glückliches Zusammentreffen: Beide Prozesse erhellen sich gegenseitig.
Damals eine neue Art von Kirche sein
Die Synode 72 war eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Konzil eröffnete mit seinem mehrjährigen, prozesshaften Vorgehen und offenen, teilweise kontroversen Diskussionen eine neue Dimension theologischer Erkenntnisfindung. Trotz vielfach unterschiedlicher Positionen wurden die wegweisenden Texte des Konzils in den Schlussabstimmungen letztlich doch nahezu einmütig mit sehr grossen Mehrheiten verabschiedet. Das Konzil zeigte damit eine Kirche, die Modernität, offenen Dialog und geistliche Entscheidungsfindung konstruktiv miteinander verbinden konnte. Diese weltkirchlichen Innovationen regten zahlreiche nationale und kontinentale synodale Prozesse und Bischofsversammlungen an, so auch in der Schweiz. Von September 1972 bis November 1975 fand die Synode 72 in einem dynamisch-kontroversen gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Kontext statt – als Stichworte seien exemplarisch die Auseinandersetzung um die Enzyklika Humanae Vitae (1968), die Einführung des Frauenstimmrechts (1971) und der erste Club-of-Rome-Bericht zur Umweltzerstörung (1972) genannt. Vor diesem Hintergrund wurden alle Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz eingeladen, Themen für die Synode zu gewichten und eigene Vorschläge einzubringen. Sie wurden von ihren Bischöfen persönlich angeschrieben und um Rückmeldung gebeten. Auf die ca. 1,35 Mio. Briefe kamen 153'872 Antwortkarten von total 335'638 Personen, darunter 57 Prozent Frauen, sowie mehr als 10'000 einzelne Briefe zurück.1 Das entspricht einem Rücklauf von ungefähr 20 Prozent.
Schliesslich diskutierten die Synodalen über Glauben, Sakramente und Kirche, Friedensförderung und christliche Weltverantwortung, Erwachsenenbildung und Liturgie, Ehe, Familien und Ökumene, kirchliche Ämter, soziale Verantwortung, kirchliche Medien und vieles mehr. Die Diözesansynoden bestanden je zur Hälfte aus Laien sowie Priestern und Ordensleuten. Dem (auch) hierarchischen Charakter der Kirche wurde u. a. dadurch Rechnung getragen, dass Synodenbeschlüsse nur zustande kamen, wenn der Diözesanbischof dem Beschluss zustimmte. Eine Nichtzustimmung war jedoch begründungspflichtig und führte zu einem Konsensfindungsverfahren.
Die Synode 72 ermöglichte so eine neue Art von Kirchenerfahrungen: das ganze Volk Gottes, Frauen und Männer, Laien und Priester, Bischöfe und Ordensleute, ging auf einen gemeinsamen Weg. Die Ergebnisse haben die Pastoral in der Schweiz nachhaltig geprägt, auch wenn wichtige Postulate weiterhin uneingelöst bleiben.
Heute sind die Fragen dringlicher denn je
Im von Papst Franziskus eröffneten synodalen Prozess entdecken wir diese Fragen heute, unter stark veränderten gesellschaftlichen und kirchlichen Rahmenbedingungen, mit neuer Dringlichkeit: Wie gelingt ein gemeinsames Hören auf den Heiligen Geist – über alle unterschiedlichen Lebenserfahrungen, theologischen und pastoralen Positionen in der Kirche hinweg? Wie kann gemeinsame Entscheidungsfindung in der ganzen Kirche heute glaubwürdig umgesetzt werden? Wie kann eine tiefere Erkenntnis des «sensus fidelium» aller Getauften zur verbindlichen Mitwirkung von Laien in orts- und weltkirchlichen Entscheidungsprozessen führen? Allerdings darf der synodale Prozess heute nicht zur Nabelschau werden. Innerkirchliche Fragestellungen dominieren oft interne Diskussionen wie auch die öffentliche Wahrnehmung von Kirche. Die wegweisenden Akzente, die besonders die Päpste Johannes Paul II. und Franziskus in Fragen wie Gerechtigkeit und Friedensförderung, interreligiöser Dialog und Verantwortung für die Schöpfung gesetzt haben, drohen angesichts ungelöster innerkirchlicher Probleme unterzugehen. In den letzten Jahren prägt die Aufdeckung von sexueller und spiritueller Gewalt in erschreckendem Ausmass die kirchliche Realität.
Vor diesem Hintergrund erscheint der synodale Prozess als ein Weg der letzten Gelegenheiten: Wenn es gelingt, in Vorgehen, Abwägen und Entscheidungsfindung verbindlich zu werden, haben wir als Kirche eine Chance, aufrichtig und glaubwürdig von der Freude des Evangeliums, der Freiheit in Gott und der Erlösung durch Jesus Christus zu sprechen. Wie dies heute geleistet werden kann – in einer weitgehend nach-volkskirchlichen Situation, in der die Kirche in äusserst tiefgreifenden Umbruch- und Veränderungsprozessen steht –, lernen wir derzeit wieder neu.
Detlef Hecking, Barbara Kückelmann und Markus Thürig (Bistum Basel);
Franz Kreissl (Bistum St. Gallen);
Arnold Landtwing (Bistum Chur)
Innerhalb dieses Kontextes stellt die Synodalität für die Kirche, die dazu aufgerufen ist, sich unter der Wirkung des Heiligen Geistes und dank des Hörens auf das Wort zu erneuern, einen Königsweg dar. Die Fähigkeit, sich eine andere Zukunft für die Kirche und für ihre Institutionen vorstellen zu können, die auf der Höhe der Sendung ist, die sie empfangen hat, hängt zum großen Teil von der Entscheidung ab, Prozesse des Zuhörens, des Dialogs und der gemeinsamen Unterscheidung in Gang zu setzen, an denen alle teilnehmen und ihren Teil beitragen können. Zugleich ist die Entscheidung, «gemeinsam zu gehen» ein prophetisches Zeichen für eine Menschheitsfamilie, die eines gemeinsamen Projektes bedarf, das das Wohl aller verfolgt. Eine Kirche, die in Treue zu dem was sie verkündet, fähig ist zur Gemeinschaft und zur Geschwisterlichkeit, zur Teilhabe und Subsidiarität, kann sich an die Seite der Armen und der Letzten stellen, um ihnen ihre Stimme zu leihen. Um «gemeinsam zu gehen» ist es erforderlich, dass wir uns vom Geist zu einer wirklich synodalen Haltung erziehen lassen, um mit Mut und Freiheit des Herzens in einen Prozess der Bekehrung einzutreten, ohne den jene «dauernde Reform, deren sie [die Kirche] allzeit bedarf, soweit sie menschliche und irdische Einrichtung ist» (UR, Nr. 6; vgl. EG, Nr. 26) nicht möglich ist. (Aus: Für eine synodale Kirche. Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung. Vorbereitungsdokument Nr. 9)
Bistum Basel: Von sperrigen Fragen zu tieferen und echteren Gesprächen
Das ganze Volk Gottes soll befragt werden. Also wurde eine allen zugängliche, offene Dialogplattform entwickelt: www.wir-sind-ohr.ch. Die Bistümer Chur und St. Gallen beteiligten sich ebenfalls. Insbesondere Seelsorgerinnen und Seelsorger haben sich dafür engagiert, dass die Plattform genutzt wurde. Sie haben Gespräche angeregt und moderiert. Sie haben Menschen miteinander ins Gespräch gebracht. Viele haben kritisch nachgefragt – bewirken die Gespräche etwas? In Rom? Bei uns? Viele haben die überraschende Erfahrung gemacht, dass Reden hilft, dass sie über die mitunter sperrigen, unerwarteten Fragen auf einer tieferen, echteren Ebene miteinander ins Gespräch gekommen sind, auch über ihren Glauben.
1246 Gruppen mit knapp 8000 Personen haben sich aus den drei beteiligten Diözesen engagiert. Ihre Eingaben über die Dialogplattform werden zur Zeit durch das Forschungsinstitut gfs.bern ausgewertet. Der Veröffentlichung des Berichts am 13. Januar 2022 wird mit Spannung entgegengesehen. Dieser Bericht wird dann die Grundlage für die synodale Weiterarbeit bilden:
An der synodalen Versammlung aller diözesanen Räte und Kommissionen vom 20. bis 22. Januar 2022 in Basel wird die Eingabe des Bistums Basel an die Schweizer Bischofskonferenz erarbeitet und anschliessend öffentlich gemacht. Pfarreien und Pastoralräume, Missionen, Ordensgemeinschaften und Initiativen werden beraten, was die Ergebnisse für sie bedeuten.
Den synodalen Prozess erleben wir als einen Kairos. Wir wollen diesen Kairos weiterhin mutig ergreifen, auch wenn noch nicht klar ist, auf welche Weise das konkret geschehen wird.
Synodalität verstehen wir als einen theologisch-ekklesialen Prozess des Aufeinanderhörens, des gemeinsamen Erwägens und der Entscheidungsfindung im gegenseitigen Einvernehmen. Das muss verbindlich werden. Viele Gefässe dazu gibt es schon – Räte und Fachkommissionen, aber auch viele Prozesse, welche die Betroffenen beteiligen. Was davon können wir noch besser nutzen? Weiterentwickeln? Neu entwickeln?
Synodalität verstehen wir als einen spirituellen Prozess. Synodalität soll unseren Stil und unsere Handlungsformen immer tiefer prägen, ohne in Aktivismus zu kippen. Welche Ergebnisse am Ende des Prozesses stehen, bleibt offen.
Barbara Kückelmann, Detlef Hecking
Bistum Chur: Mit Freude den nächsten Schritten der Bischofssynode 2023 entgegen
Ende Januar wird der Bericht von gfs.bern mit der Auswertung der Rückmeldungen der Gruppen aus dem Bistum Chur vorliegen. Am 9. Februar 2022 wird in Zürich ein grösseres, bistumsübergreifendes Treffen stattfinden, um die Ergebnisse zu sichten und einen Bericht des Bistums zusammenzustellen. Derzeit ist eine Arbeitsgruppe dabei, dieses Treffen vorzubereiten. Nähere Informationen folgen demnächst. Bischof Joseph Maria Bonnemain dankt allen, die zusammengekommen sind, um zu diskutieren, auszutauschen und einander zuzuhören. Er ist davon überzeugt, dass in diesen Runden Grossartiges geschehen ist, das den synodalen Prozess belebt, und er freut sich auf die nächsten Schritte der Bischofssynode 2023 entgegen.
Arnold Landtwing
Bistum Lausanne-Genf-Freiburg: Die synodalen Schritte folgten dem Konzil
Seit fast einem halben Jahrhundert werden wir bei zahlreichen Gelegenheiten konsultiert. Die verschiedenen Räte, die für das pastorale Leben zuständig sind, haben Dutzende von Fragebögen beantwortet, die sich auf die Organisation unserer Ortskirche und ihre Weltoffenheit beziehen. Die synodalen Schritte folgten dem grossen Meilenstein des Zweiten Vatikanischen Konzils. Was haben uns diese Ereignisse und Zeiten der Reflexion auf verschiedenen Ebenen, von den kleinsten Pfarrgemeinden bis zu den Diözesankörpern, gebracht? Was haben sie in der Praxis verändert? Einige bedauern die mangelnde Wirkung all dieser Investitionen. Andere begrüssen die kleinen Schritte. Ein Weisheitsspruch lautet: «Es hat keinen Sinn, am Gras zu ziehen, um es wachsen zu lassen.» Die Natur hat ihren Rhythmus und die menschliche Natur hat auch ihren eigenen. Ganz zu schweigen davon, dass auch das «Übernatürliche» beteiligt ist! Die von Bischof Charles Morerod durchgeführte Reform ist eine der Früchte des nach dem Konzil eingeleiteten Prozesses. Unser Bischof war bestrebt, den Getauften die Möglichkeit zu bieten, ihre Verantwortung als Christen voll wahrzunehmen. Daher die Einsetzung der «Vertreterinnen und Vertreter des Bischofs» an der Spitze der Diözesanregionen! Diese Innovation, die von den römischen Dikasterien herzlich gelobt wurde, hat viel Energie gekostet. Daher begann der von Papst Franziskus eingeleitete Prozess in unserer Diözese erst im Spätherbst. Die Mitglieder der Diözese sind eingeladen, die Kreise des Austauschs zu erweitern, um den Atem des Heiligen Geistes im Kontakt mit denen aufzunehmen, die normalerweise nicht sprechen. Ein diözesanes Synodenteam wurde gebildet. Es gewährleistet die reibungslose Entwicklung des synodalen Prozesses und wird die eingereichten Beiträge bis zum 1. März sammeln. Es versteht sich, dass die Ausarbeitung einer diözesanen Synthese den Prozess nicht abschliesst. Das ist nur ein Aspekt davon. Die verschiedenen Beiträge werden in die gemeinsame Reflexion einfliessen. Sie werden auch unerforschte oder durch Routine und Trägheit verengte Spuren aufdecken. Das Wesentliche wird sein, was aus offenen Räumen jenseits derer entstehen wird, die bereits alles vorgespurt haben. Vergessen wir nie die gewinnende Aussage des Paulus: «Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt» (1 Kor 12,7.)
Bernard Sonney
Bistum Lugano: Die Synode beschleunigt den diözesanen Prozess
Bereits seit 2018 hat Bischof Valerio Lazzeri in der Diözese einen Prozess zur Neugestaltung der pastoralen Realität des gesamten Territoriums eingeleitet. Auf seine Einladung hin wurden die «Zone Reti Pastorali» ins Leben gerufen. Sie sollen an der Basis einen Prozess der Umstellung des heutigen Lebensstils einer Pfarrgemeinde und eine Umgestaltung der pastoralen Tätigkeit aktivieren. Der Fokus der «Zone Reti Pastorali» richtet sich darauf, sich mehr um die Menschen zu kümmern, um ihre Geschichte, um das konkrete Leben der Menschen in der Nähe und in der Ferne, um alle, denen wir auf unserem Weg begegnen. Bischof Lazzeri forderte die neuen 24 territorialen «Zone Reti Pastorali» und die sechs sektoralen «Pastoralnetze» (Jugend, Missionen, Evangelisierung, Caritas usw.) auf, diesen Weg der Kirche als Forschungsstätte der Hoffnung und der Geschwisterlichkeit zu leben. Auf diese Bitte von Bischof Valerio hin wurden die «Pastoralverbundsräte» ins Leben gerufen: Laien, Pastoralreferenten und Priester, die sich gemeinsam, ganz im Sinne der Synode, um das Leben ihrer eigenen kirchlichen Realität kümmern.
Die Nachricht von der Weltsynode der katholischen Kirche hat auch unsere Diözese Lugano erreicht. Eine Neuigkeit, die zunächst unsere Arbeit zu stören schien, aber uns jetzt dabei hilft, viele Menschen einzubeziehen, die dem Leben der Pfarrgemeinden nahe-, weniger nahe- oder fernstehen. In gewisser Weise beschleunigt die weltweite Synode den Prozess der Umgestaltung des Stils und der Seelsorge in unseren Pfarreien.
In unserer Diözese sind wir davon überzeugt, dass der Beginn des synodalen Prozesses heute die Grundlagen legt für das, was die Kirche morgen sein wird. Es ist der Beginn eines Prozesses, der nicht in kurzer Zeit enden wird. Es ist wie die Geschichte eines Baumes, der geboren wird, wächst und zu gegebener Zeit seine Blüten und Früchte trägt. Ein Baum, der dann sein Ende findet, um Platz für einen neuen Baum zu machen. Dank der Koordinierungsarbeit des diözesanen Teams der «Zone Reti Pastorali», die Bischof Valerio einige Monate vor Beginn der Synode eingerichtet hat, wurden neben den Pfarreien mehr als 78 kirchliche Organisationen zur Teilnahme an der synodalen Konsultation eingeladen. Aus den ersten Reaktionen, die bisher eingegangen sind, geht angesichts der Situation so vieler Getaufter bei vielen die Überzeugung hervor, dass wir heute Augen voller Vertrauen, Hoffnung und Geduld brauchen. Aber mehr als jede andere Überzeugung sind wir der Meinung, dass diese Erfahrung der Synode von allen eine gute Dosis Demut verlangt. Die Bescheidenheit der Gedanken und Worte, die Bescheidenheit der Fragen, die gestellt werden, und der Antworten, die zurückgegeben werden. Der Weg der Demut hilft uns als Kirche, allen Menschen, Männern und Frauen, allen Kindern Gottes, in der Einfachheit des Geistes und des Herzens zu begegnen. Und auf dem Weg, auf dem wir so viele andere «Mitreisende» treffen, werden wir auch in den nächsten Jahren vorangehen. Dies ist die Zeit der Samen, der Samen der Liebe Gottes.
Sergio Carettoni
Beitrag in voller Länge siehe Bonus.
Bistum St. Gallen: Synodalität braucht Struktur und Übung
«Der synodale Weg der Kirche, zu dem Papst Franziskus uns einlädt, unterstützt unseren diözesanen Weg, mit allen Menschen im Gespräch zu bleiben – und so immer besser zu verstehen, wie die Kirche der Zukunft lebendig und lebensnah bleiben kann.» Mit diesen Worten begründet Bischof Markus die Beteiligung des Bistums St. Gallen am synodalen Weg. Ende Januar wird der Bericht von gfs.bern vorliegen. Am Freitag, den 11. Februar 2022 werden wir die Ergebnisse in einer öffentlichen Versammlung in Wil vorstellen – bewusst an dem Ort, an dem sich bereits vor 50 Jahren die Synodalen versammelt hatten.
Jenseits der online durchgeführten Umfrage, an der sich aus dem Bistum St. Gallen weit über 100 Gruppen beteiligt haben, wird der synodale Charakter von Kirche immer mehr gepflegt und entwickelt. Synodalität verlangt eine Haltung des Zuhörens, eine Kultur der Beteiligung und eine Verständigung über den Sinn unserer christlichen Sendung heute. Gerade in Zeiten, da die Seelsorgeeinheiten grösser sind als eine einzelne Pfarrei und Seelsorgende das Ganze im Blick haben sollen, braucht die konkrete Praxis des synodalen Umgangs miteinander Struktur und Übung. Dafür müssen wir Instrumente, die dazu helfen, viele Menschen anzuhören und einzubeziehen, bekanntmachen und aufeinander abstimmen. Wege und Methoden, um eine von möglichst vielen Beteiligten getragene Entscheidung zu erreichen, müssen vertraut und eingespielt sein.
Es gibt noch viel zu tun auf dem synodalen Weg der Kirche und jedes einzelnen Bistums. Die Arbeit beginnt nicht erst 2022. Aber die Ergebnisse der Umfrage und die Impulse von Papst Franziskus für eine synodale Kirche können den pastoralen Räten in den Seelsorgeeinheiten und auf Bistumsebene sowie allen Verantwortlichen in der Kirche neue, wertvolle Impulse geben.
Franz Kreissl
Bistum Sitten: Start mit einer Wallfahrt zur Basilika von Valeria
Papst Franziskus setzt sich seit Jahren dafür ein, dass sich möglichst viele Menschen aktiv am Leben der Kirche beteiligen können. Er lädt immer wieder dazu ein, hinzuhören und die Stimme der Menschen wahrzunehmen. Im Jahr 2023 soll eine weitere Synode stattfinden, zu der vor allem Bischöfe aus aller Welt eingeladen sein werden. Ihnen will er den Auftrag geben, hinzuhören auf die Zeichen der Zeit. Damit das sinnvoll geschehen kann, lädt der Papst die Gläubigen in aller Welt ein, die Synode in ihren Bistümern, in ihren Pfarreien und Gemeinschaften vorzubereiten. Am 9./10. Oktober 2021 hat er in Rom diesen synodalen Weg eröffnet. Eine Woche später am 17. Oktober 2021 haben wir uns im Bistum Sitten in einer schlichten Feier auf den Weg gemacht. Im Sinne der Synode sind wir von der Kathedrale in Sitten hinauf in die Basilika von Valeria gegangen und haben dort für ein gutes Gelingen der Synode gebetet. Und jetzt sind alle Gläubigen des Bistums eingeladen, sich am synodalen Weg zu beteiligen. Im deutschsprachigen Teil unseres Bistums haben wir am Kongress des Seelsorgerates in Raron am 13. November 2021 einen ersten Schritt getan. In Kleingruppen haben kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitglieder von Pfarrei- und Kirchenräten und Gläubige aus allen Regionen über Fragen diskutiert, die uns im Vorbereitungsdokument zur Synode vorgelegt werden.
In einem nächsten Schritt laden wir nun alle Pfarreien, alle Gemeinschaften und alle Menschen guten Willens ein, sich in kleinen Gesprächsgruppen zu treffen und die eine oder andere Frage der Synode zu diskutieren. Wir stellen uns vor, dass Pfarrei- und Kirchenräte, diözesane Kommission, Dienststellen und Fachstellen, Vereinsvorstände, Seniorengruppen und Jugendliche, Familien, Gläubige und Kirchenferne, Freidenkende und aus der Kirche Ausgetretene, Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft, sich ein wenig Zeit zum Gespräch nehmen und uns dann ihre Überlegungen und Antworten zusenden. Um diesen Prozess zu erleichtern, haben wir je ein Blatt mit Fragen zu zehn Themenfeldern versandt. Wir bitten unsere kirchlichen Mitarbeitenden, sich dafür einzusetzen, dass diese Blätter breit gestreut werden, so dass möglichst viele Antworten bei uns eintreffen werden. Die Bistumsleitung will ganz Ohr sein und freut sich auf spannende Impulse und Ideen. Ein ähnlicher Weg wird auch im französischsprachigen Teil des Bistums in die Wege geleitet.
Das weitere Vorgehen sieht wie folgt aus:
- Die Fragen zu den zehn Themenfeldern werden breit gestreut. Wir hoffen, dass unsere Mitarbeitenden und ihr Netzwerk diese Aufgabe sehr ernst nehmen.
- Kleingruppen wählen Fragen aus und formulieren möglichst kurze und klare Antworten.
- Diese Antworten sind bis zum 15. Februar 2022 an die Bistumsleitung zu senden.
- Es wird je ein Bericht für beide Sprachregionen erstellt, der dann an die Schweizer Bischofskonferenz gesandt wird. Wir hoffen, dass unsere Gedanken in den Bericht der Bischofskonferenz einfliessen und so gehört werden.
- An den Weiterbildungstagen für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im März 2022 werden die Resultate der Umfrage aus dem Bistum Sitten vorgestellt. Es wird darum gehen, uns zu fragen, welche Schritte wir in unserem Bistum und in unseren eigenen Pfarreien umsetzen können.
Der Erfolg des synodalen Weges hängt im Wesentlichen davon ab, dass die Fragen breit gestreut werden. Wir danken deshalb allen, auf deren Mithilfe wir bei dieser Verteilung zählen können. Wir freuen uns auf viele Antworten aus ganz unterschiedlichen Kreisen.
Richard Lehner