Die Unione Femminile Cattolica Ticinese (UFCT) wurde von einer kleinen Gruppe von jungen Frauen gegründet, die sich nicht in der frommen Religiosität ihrer Mütter wiederfanden. Sie wollten eine lebendigere Erfahrung des Glaubens machen und ihn vor allem in ihrem täglichen Leben verkörpern.
Frauenförderung und -forderung
Im Laufe der Jahrzehnte war die UFCT ein Ort von Frauen und für Frauen. Hier konnten katholische Frauen Wege beschreiten und Räume erleben, die ihnen sonst verschlossen geblieben wären. Dank der Treffen der UFCT konnten die jungen Frauen ihr Zuhause verlassen, erste Schritte in der Gesellschaft machen, sich bilden und ihrerseits Jüngere ausbilden. Die UFCT wurde so zu einem Nährboden für gut vorbereitete Frauen, die es wagten, Dinge zu organisieren, auf Versammlungen zu sprechen und Artikel in ihrer Zeitschrift zu schreiben. Es ist kein Zufall, dass die ersten weiblichen Ratsmitglieder in den 1970er-Jahren aus den Reihen der UFCT hervorgingen, nachdem sie das Wahlrecht erhalten hatten, ein Recht, das die Frauen der UFCT gefordert und unterstützt hatten.
Seit den 1980er-Jahren begann die UFCT, wie viele andere kirchliche Vereinigungen auch, zu «altern». Die folgenden Jahre waren geprägt von der Aufopferung vieler Frauen, die auf freiwilliger Basis weiterhin Veranstaltungen für Kinder organisierten, in der Katechese tätig waren, in den Kirchenchören mitwirkten und die vielen niederen Arbeiten verrichteten, die in einer Pfarrei anfallen. Obwohl es in der UFCT viele Frauen gibt, die wichtige Berufe ergriffen und in einigen Fällen dafür sogar auf die Ehe verzichtet haben, hat sie immer das Modell der Mutter und Ehefrau aufrechterhalten.
Die Aktivitäten der UFCT sind vielfältig und differenziert. Wir haben Begegnungen mit Theologinnen aus Italien organisiert, die sich mit dem Thema Frauen in der Heiligen Schrift beschäftigen, Veranstaltungen zur Genderfrage oder zu bestimmten Frauengestalten der Gegenwart und der Vergangenheit. Wir haben interaktive Wochenenden mit verschiedenen Referentinnen organisiert. Als Journalistin setze ich mich in den verschiedenen Medien, in denen ich beruflich tätig bin, sehr für die Belange der Frauen ein. Kurz gesagt: Die UFCT organisierte eine ganze Reihe von Aktivitäten, die im Laufe der Jahre zu einem neuen Bewusstsein für die Rolle, die Frauen in der Kirche spielen können, beigetragen haben. Sie liessen uns auch die Schönheit der Möglichkeit entdecken, am Leben unserer Kirche teilzunehmen und unsere eigene Besonderheit einzubringen.
Kulturelle Unterschiede
Zwischen der UFCT und dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund in der Deutschschweiz gibt es sehr grosse Unterschiede. Unterschiede, die ich als kulturell bedingt bezeichnen würde. Es ist ein anderes «Spüren» (sentire). Wir sind mit der italienischen Weise des religiösen Lebens besser vertraut als mit derjenigen der deutschen oder französischen Schweiz. Meiner Meinung nach muss diese Lücke aber geschlossen werden, da es eine Schweizer Bischofskonferenz gibt, die zusammenarbeitet und gemeinsame Entscheidungen trifft. Es ist daher eigenartig, dass die Tessiner Gläubigen im Allgemeinen wenig über die Kirche jenseits des Gotthards wissen. Dies gilt auch für die anderen Verbände. Mit dem Frauenbund sind wir jetzt im Kontakt und das gegenseitige Kennenlernen bietet für beide Seiten viele interessante Einblicke und Austauschmöglichkeiten.
Vor wenigen Tagen erhielt die UFCT den Umschlag mit dem Fragebogen, den Papst Franziskus angefordert hatte, um die Synode von unten zu beginnen und dem ganzen Volk Gottes eine Stimme zu geben. Wir sind uns bewusst, dass wir die einzige Organisation in unserer Diözese sind, die sich mit Frauen beschäftigt. Wir werden die Möglichkeit, unserer Stimme Gehör zu verschaffen, sehr ernst nehmen und versuchen, so viele Frauen wie möglich in diese Konsultation einzubeziehen, auch solche, die sich heute von der Kirche distanzieren oder sie verlassen haben.
Corinne Zaugg