«Es braucht Vertrauen»

Wenn sich Pfarreien zusammenschliessen, stellt sich die Frage, ob auch die Kirchenverwaltungen fusionieren müssen. Die SKZ fragte bei Kirchenverwaltungspräsident Joseph Koch von Bazenheid SG nach.

Joseph Koch ist Kirchenverwaltungspräsident von Bazenheid SG. 2009 schloss sich die Pfarrei Bazenheid mit Kirchberg und Gähwil zu einer Seelsorgeeinheit zusammen. Jetzt möchten die drei Kirchenverwaltungen fusionieren. (Bild: rs)

 

SKZ: Konnten die Kirchenverwaltungen bei der Errichtung der Seelsorgeeinheit (SE) mitreden?
Joseph Koch: Es gab eine Informationsveranstaltung für das ganze Gebiet Toggenburg, bei der die Idee «Seelsorgeeinheit» vorgestellt und thematisiert wurde. Man liess es offen, welche Pfarreien sich zusammenschliessen. Es machte Sinn, dass sich Bütschwil mit den umliegenden Pfarreien zusammenschloss und so verblieben dann Richtung Wil geografisch Bazenheid, Gähwil und Kirchberg. Unsere Pfarreien und Kirchenverwaltungen haben diese Idee mit der Bistumsleitung abgesprochen und die Zustimmung erhalten.

War eine Fusion der Kirchenverwaltungen bei der Errichtung der SE ein Thema?
Nein. Den Gläubigen wurde – auch vom Bistum her – klar mitgeteilt, dass die Errichtung der SE nur die pastorale Seite betreffe. Im Verlaufe der Jahre merkten wir, dass es ein Unding ist, wenn drei Kirchenverwaltungen das gleiche Personal haben und alle reinreden. In einer ersten Grundsatzabstimmung stimmten die Kirchbürgerinnen und Kirchbürger der Prüfung einer allfälligen Fusion zu.

Bedingt eine fusionierte Kirchenverwaltung entsprechendes Fachwissen?
Es wird bestimmt eine Ressorteinteilung geben. So wird z. B. das Ressort Liegenschaften von jemandem betreut werden müssen, der bereits Erfahrung in diesem Bereich hat. In diesem Zusammenhang haben wir uns auch schon Gedanken über das Pfarreisekretariat gemacht. Im Moment beschäftigen wir drei Frauen in drei Pfarreisekretariaten. Alle drei Frauen nähern sich dem Pensionsalter.  Eine Idee ist, jemanden zu 100 Prozent anzustellen, der sowohl die Arbeiten der Pfarreisekretariate übernimmt als auch die Geschäftsstelle dieser neuen Kirchenverwaltung.

Wird nicht der Kontakt zu den Gläubigen leiden?
Verwaltungstechnisch macht diese Vereinheitlichung sicher Sinn. Natürlich wird dann ein Präsident, der z. B. aus Bazenheid kommt, weniger Zugang zu den Menschen in Gähwil haben. Doch als Präsident hat man in erster Linie eine Verwaltungsaufgabe: die Infrastruktur für das Pastoralteam zur Verfügung zu stellen.

Welches sind die Vor- und Nachteile einer Fusion?
Ein Vorteil der aktuell getrennten Situation sind die kleinen, überschaubaren Strukturen. Man kennt die Menschen, das Dorf, die Kirchenliegenschaften usw. Auf der anderen Seite bietet die Fusion den Vorteil, dass das Pastoralteam nur noch einen Ansprechpartner haben wird und nicht mehr drei. Und dass die ganze Verwaltungsstruktur einfacher und dementsprechend auch günstiger sein wird. Die Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien vereinfacht sich und daraus ergibt sich eine Stärkung der Seelsorgeangebote in den Pfarreien. Meines Erachtens überwiegen die Vorteile einer solchen Fusion.

Haben Sie Ratschläge für Kirchenverwaltungen, die vor solch einem Zusammenschluss stehen?
Was wir zum Glück von Anfang an richtig gemacht haben: Wir haben einen externen Berater zugezogen. So haben wir einen neutralen «Dritten», der die Sitzungen leitet und allfällige Emotionen abfangen kann. Ganz wichtig: Eine solche Fusion kann nur gelingen, wenn man wirklich offen und transparent alle Fakten auf den Tisch legt, insbesondere wenn es um Finanzielles wie z. B. den Wert von Liegenschaften geht. Und es braucht Vertrauen.

Interview: Rosmarie Schärer

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