SKZ: Wie haben Sie Ihr künstlerisches Talent entdeckt?
Beat Pfammatter: Von einer Entdeckung würde ich nicht sprechen. Schon als Kind hat mir das Malen und Zeichnen Freude bereitet. Irgendwann im jungen Erwachsenenalter wurde mir bewusst, dass mir diesbezüglich eine Gabe gegeben ist, und dass diese Gabe die Aufgabe beinhaltet, diese möglichst zu leben.
Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken respektive aussagen?
Etwas Bestimmtes möchte ich mit meinen Bildern nicht bewirken. Ich drücke mit Farben und Formen etwas aus, das mich beschäftigt, innerlich bewusst oder unbewusst bewegt. Der Malprozess gestaltet sich dabei eher intuitiv. Natürlich hat das von mir Ausgedrückte auf die Betrachterinnen und Betrachter eine Aus-Wirkung. Das gleiche Bild kann bei verschiedenen Menschen ganz Unterschiedliches auslösen. Interessant wird es, wenn beim Betrachten nicht das Hereinspielen des Verstandes im Vordergrund bleibt, sondern auch die Gefühlsebene ihren Raum einnehmen bzw. ins Bewusstsein kommen darf. Und da hoffe ich dann doch, dass diese emotionale Ebene, wie sie auch immer gefärbt sein mag, die Betrachterinnen und Betrachter zu mehr Bewusstheit und auch mehr Lebendigkeit führt.
Was würde Ihnen fehlen, wenn Sie sich nicht durch Ihre Kunst ausdrücken könnten?
Eine meiner Ausdrucksmöglichkeiten würde mir fehlen. Es ist aber nicht so, dass ich mich täglich dem Zeichnen und Malen widme. Es kommt durchaus vor, dass ich monatelang nicht male. Dann bin ich meist mit einer anderen Gestaltungsmöglichkeit unterwegs, die mich, wie die Malerei, auch erfüllt.
Haben Sie ein künstlerisches Vorbild?
Ich habe kein bestimmtes künstlerisches Vorbild, aber es gibt verschiedene Künstlerinnen und Künstler, die mich in ihrer Bild-, Form- und Farbsprache ansprechen. Dieses Angesprochensein hat auf mein kreatives Schaffen eine motivierende, mich also in Bewegung setzende Wirkung. Besonders angetan bin ich von Gerhard Richter1. Nebst seinem unglaublichen Werk beeindruckt mich, dass er sich nicht auf eine bestimmte Stilrichtung festlegen lässt, sondern immer wieder andere Stile entwickelt. So habe auch ich verschiedene Malstile und Techniken, die ich je nach Lust und Laune anwende.
Wo holen Sie sich Ihre Inspiration?
Ich hole mir Inspiration nicht, sie holt mich. Das können Farben und Formen in der Natur sein, eine Fotografie, eine Farbkomposition auf einem Kleid, eine Gedichtzeile oder auch nur ein Wort. All dies kann in mir etwas anstossen und sucht dann im Bild seinen Ausdruck oder gerät in den Hintergrund, weil es nur ein Anstoss zu etwas Tieferliegendem war.
Wie ist das abgebildete Werk entstanden und was möchten Sie damit sagen?
Es ist zufällig entstanden wie die meisten meiner Bilder. Ich hatte zwar anfangs eine gewisse Vorstellung, die dann aber im Verlaufe des Malens verschwand. Meist lasse ich mich leiten von dem, was sich mir nach den ersten Pinselstrichen auf dem Malgrund zeigt. Das kann mitunter auch sehr mühsam werden und zu einem immer wiederkehrenden Übermalen des Vorhandenen führen, da der Verstand und das etwas Bestimmtes erreichen Wollen sich gerne dazwischenschieben und damit das intuitive Malgeschehen verunmöglichen. Was das abgebildete Bild bewirkt, überlasse ich den Betrachtenden.
Welches Projekt verfolgen Sie momentan?
Ich habe im Moment kein bestimmtes Projekt. Verschiedenste Ansatzpunkte schwirren in meinem Kopf herum, um nach einer jetzt doch fast halbjährigen Malpause wieder ins Malen zu finden. Am Ende werde ich wahrscheinlich die altbewährte Methode anwenden: Blind nach Farbtöpfen greifen, mit den mir zugefallenen Farben ein paar Striche, Punkte und Flächen auf eine Leinwand setzen und dann schauen, was entsteht. Dabei in den Zustand «es malt» zu kommen und nicht zu wissen, wann das sein wird, ist im Moment das wohl Herausforderndste.
Interview: Brigitte Burri