Das neue französische Messbuch enthält die «Allgemeine Einführung in das Messbuch» der dritten Ausgabe, erweitert um das Kapitel 91 sowie Präzisierungen zu Gesten wie z. B. Nr. 134, wonach der Priester vor dem Evangelium den Gruss «mit gefalteten Händen» spricht, oder die Präzisierung in Nr. 117, wonach in der Nähe des Altars ein Kreuz «mit dem Bildnis des gekreuzigten Christus» aufgestellt werden soll. Dem lateinischen Messbuch folgend befinden sich die Präfationen in der Mitte des Ordinariums, der Heiligenkalender nimmt neue Heilige und Selige auf, die Fastenzeit und der Advent verfügen über umfangreichere Formulare und die Hochgebete für die Versöhnung und für besondere Anlässe sind integriert. Hinzu kommen u. a. zahlreiche mit Noten versehene Teile.2
Von den zahlreichen Änderungen am Text selbst seien einige hervorgehoben, die das Ordinarium betreffen: Die Einführung der inklusiven Sprache in den Einsetzungsworten und im Gedenken für die Verstorbenen in den Hochgebeten – auch im Römischen Kanon, wo das alte «famulorum famularumque tuarum» getreu übernommen wurde. Im Gloria, Agnus Dei und in den Worten vor der Kommunion weicht der Singular «qui enlève(s) le péché du monde» (der hinwegnimmt die Sünde der Welt) dem Plural «les péchés du monde», wie es im Lateinischen der Fall ist. Im Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis heisst es nicht mehr «de même nature que le Père» (der gleichen Natur), sondern «consubstantiel au Père» (wesensgleich). In den Einsetzungsworten sagt der Vorsteher anstelle von «il le/la bénit» (er segnete es/ihn) «il dit la bénédiction» (er sprach den Segen), was die beiden Dimensionen des von Christus gesprochenen Segensgebetes besser wiedergibt, das sowohl ein an den Vater gerichtetes Lob als auch die Anrufung um seinen Segen über Brot und Kelch ist. Was den Entlassungsritus betrifft, so wird er zu einem Sendungsritus erweitert, wenn der Vorsteher oder Diakon u. a. sagen kann «Allez porter l’Évangile du Seigneur» (Geht und tragt das Evangelium des Herrn weiter) oder «Allez en paix, glorifiez le Seigneur par votre vie» (Geht in Frieden, verherrlicht den Herrn durch euer Leben).
Zwischen Treue und Redundanz
Das Messbuch ist das Ergebnis eines langen Prozesses, der durch «Liturgiam authenticam» (2001) eingeleitet wurde. Diese Instruktion verlangt grösste Treue zum lateinischen Text. Deshalb wurden Wörter wieder aufgenommen, die in der vorherigen Übersetzung weggelassen worden waren, um den französischen Text nicht zu erschweren. Traditionsreiche Wörter wie Mysterium oder Opfer wurden aufgewertet. Auch wurde die lateinische Reihenfolge wiederhergestellt: Vor der Kommunion spricht der Priester zunächst das «Seht, das Lamm Gottes …», dann «Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind».
Die Erweiterung der Kriterien durch das Motu proprio «Magnum Principium» (2017) ermöglichte es, einige Schwierigkeiten in der Übersetzung zu lösen und einige für das Französische typische Worte beizubehalten wie z. B. die Antwort der Gemeinde während der Gabenbereitung: «Pour la gloire de Dieu et le salut du monde»3, allerdings als zweite Wahl. Übrigens: Der Buchstabe F in einem kleinen roten Kreis kennzeichnet französische Eigentexte.
Viele der Änderungen beruhen auf einer Präzision und Aufmerksamkeit für die liturgische Sprache, die man schätzen wird. Weniger schätzen wird man die zahlreichen Texte – darunter auch die Hochgebete –, bei denen das Französische an Flüssigkeit und Klarheit verliert, was es an Treue zum Lateinischen gewinnt.
Auf jeden Fall bietet diese «Troisième édition» die Gelegenheit, erneut Schulungen für alle an der Liturgie Beteiligten anzubieten, um eine Ars celebrandi zu fördern, die die Eucharistie zu dem Sakrament der Einheit macht, das sie sein soll. Während viele Informationen und Anregungen auf den offiziellen französischsprachigen Webseiten zu finden sind, werden diese Informationen erst allmählich auf lokaler Ebene weitergeleitet, u. a. in Zusammenarbeit mit dem Centre Romand de Pastorale Liturgique.
Philippe de Roten