Personalplanung und -förderung

Schlüsselsymbol der Petrus-Figur an der Überwasserkirche in Münster (D). (Bild: Wikipedia)

 

«Die Kirchen können ihren Untergang noch abwenden», schrieb Simon Hehli in seinem NZZ-Artikel vom 15. Januar. Damit dies gelingt, hebt der Autor die zentrale Rolle der Pfarrpersonen hervor: «Von den Vermittlern der Botschaft jedoch wird abhängen, welche Bedeutung die Kirchen für die Gesellschaft behalten. Die Pfarrerinnen und Pfarrer müssen in ihrer Gemeinde Begeisterung entfachen. Anders als die Kirchen selber geniessen sie auch ein relativ hohes Vertrauen in der Bevölkerung […] Die Reformierten wie die Katholiken müssen allerdings einen Weg finden, den eklatanten Nachwuchsmangel zu beheben. Nur so kann es ihnen gelingen, charismatische Figuren für den Kirchendienst zu gewinnen, die nicht salbadern, sondern glaubwürdig die Probleme der Gegenwart ansprechen. Die Rekrutierungsbasis ist nach wie vor vorhanden.»

Der externen Einschätzung stimme ich aus der Innensicht als Personalverantwortlicher zu. Gesucht und gefragt sind kompetente Schlüsselpersonen für jeden Bereich der Pastoral. Kirchliche Führungskräfte auf allen Ebenen sind verantwortlich für eine vorausblickende Personalentwicklungsstrategie, welche die Planung und Deckung des quantitativen und qualitativen Personalbedarfs sicherstellt. Grundvoraussetzung dafür sind Wertschätzung und Vertrauen. Ein wichtiger Baustein einer Personalentwicklungsstrategie ist die Definition eines positiven Status der Frauen und Männer in den kirchlichen Schlüsselpositionen.

Welche Schlüsselpersonen mit welchen Fach- und Sozialkompetenzen brauchen wir als Kirche in den kommenden Jahren? Als dringlich beurteile ich es, kompetente Theologinnen und Theologen als Schlüsselpersonen für die kirchliche Leitung zu ermutigen und zu fördern. So wie die Schulleitung insbesondere für die pädagogische Leitung einer Schule die Hauptverantwortung trägt, so trägt die theologisch-pastorale Leitung einer Pfarrei, Mission oder Seelsorgestelle die pastorale Hauptverantwortung und setzt in dualer Abstimmung auch die Atmosphäre und den Umgangsstil mit dem übrigen kirchlichen Personal. Inspirierend für katholische Personalentwicklungsstrategien finde ich die Publikation der evangelisch-reformierten Kolleginnen und Kollegen «Perspektiven für das Pfarramt. Theologische Reflexionen und praktische Impulse zu Veränderungen in Berufsbild und Ausbildung» (TVZ, 2016). Darin sind die notwendigen Kompetenzen für Pfarrerinnen und Pfarrer formuliert, wie Team- und Konfliktfähigkeit, Kommunikation, Planung und Organisation, hermeneutische Kompetenz und Kreativität. Die alle Kompetenzen einschliessende persönliche Hauptkompetenz ist: Glaubwürdig leben. Leben aus dem Evangelium. Setzen wir uns gemeinsam dafür ein, solche glaubwürdigen Schlüsselpersonen zu finden und zu fördern. «Die Rekrutierungsbasis ist nach wie vor vorhanden.»

Urs Länzlinger

 

Urs Länzlinger ist ständiger Diakon und war als Religionspädagoge und Pastoralassistent in der Pfarreiseelsorge tätig. Von 2006 bis 2015 leitete er die Dienststelle Spital- und Klinikseelsorge der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Seit Juni 2015 ist er Bereichsleiter Personal des Generalvikariats der Kantone Zürich und Glarus.