Sprachlicher und körperlicher Ausdruck im Gottesdienst
Die Studientagung 2013 der Diözesanen Liturgischen Kommission (DLK) zum Thema «Stehen, reden und bewegen vor Gott» begann am Montagnachmittag wie gewohnt mit einer spirituellen Einstimmung in der Hauskapelle. Dabei konnten wir unseren Referenten Dr. Bernward Konermann – Dramaturg, Schauspieler und Regisseur – gleich praktisch erleben. Musikalisch konnten wir wiederum auf Hansruedi von Arx zählen. Er liess die Orgel erklingen und leitete das gemeinsame Singen in den liturgischen Feiern, bei Tisch und übender Weise im Konferenzraum. Nach der Eröffnung der Tagung durch Pius Troxler, Präsident der DLK, ging es dann im Konferenzraum ungewohnt weiter: Die Stühle wurden an den Rand gestellt und alle Tische bis auf einen weggeräumt. Im so entstandenen Freiraum wurde dann die ganze Tagung «gearbeitet».
Grundlagen des Sprechens
Zuerst ausführlicher und an den folgenden Halbtagen in kürzerer Repetition führte uns Dr. Bernward Konermann in einige Grundlagen des Sprechens mit dem ganzen Körper ein. Anhand der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer liess er uns mit praktischen Übungen verschiedene Sprechweisen erleben («verwurzeltes», «fliessendes», «luftig-leichtes» oder «feuriges» Sprechen). Die verschiedenen Resonanzräume (Brustresonanz, Kopfresonanz, Nasenresonanz und Hinterohrresonanz) ergeben unterschiedliche Stimm-Klangfarben. Unter den Stichworten Imagination und Konzentration ging es um die Bedeutung unserer inneren Bilder von dem, worüber wir sprechen, und um unsere eigene Person als Sprechende (z. B. aktuelle Grundstimmung, «Standpunkt », Zuhörerkontakt).
Zum Tagungsthema selber folgte Dr. Bernward Konermann im Wesentlichen den Elementen der Messfeier, die grossenteils auch in anderen Gottesdienstformen vorkommen. Er begann also mit dem Eröffnungsteil vom Einzug in die Kirche bis zum Tagesgebet. In spannender Abwechslung von Demonstration, Reflexion und Übung wurde uns Bekanntes neu erschlossen. Dabei überraschte das theologische Hintergrundwissen ebenso, wie die «Aussensicht» eines Dramaturgen überzeugte. Eine Aufforderung aus diesem Tagungsteil an Gottesdienstleitende: «Erst mit dem Beten beginnen, wenn ich selber bereit bin.» Nach dem Abendessen führte Carsten Gross mit dem Referenten das traditionelle Kaminfeuergespräch. Das Tagesprogramm schloss mit einem Nachtgebet in der Hauskapelle, gestaltet von Weihbischof Denis Theurillat.
Wortgottesdienst und Eucharistiefeier
Der Dienstagvormittag war dem Wortgottesdienst gewidmet. Hauptziel ist natürlich, dass die Zuhörer das Verkündete akustisch und inhaltlich verstehen. Im besten Fall bewirken die Worte beim Zuhörer eine innere Vorstellung des Gehörten. Darum muss auch die verkündigende Person zuerst eine konkrete innere Vorstellung der «biblischen Szene» haben. Bei den Fürbitten forderte uns Dr. Bernward Konermann heraus: «Ihr seid dafür verantwortlich, dass die Mitfeiernden zum Beten kommen.» Lieber nur vier Fürbitte-Intentionen nennen, dafür aber (Anleitung und) Zeit geben (Stille), in diesen Anliegen auch wirklich persönlich zu beten.
Am Nachmittag ging es einerseits um die Eucharistiefeier. Wie gehen Gesten und zugehörige Worte zusammen? Wird beim Priester deutlich, ob er zur Gemeinde spricht (z. B. Präfations-Dialog) oder zu Gott betet? Der Referent warb nachdrücklich dafür, bei der Eucharistiefeier nicht von der Tabernakel- Reserve zu leben und möglichst die Kommunion unter beiden Gestalten zu spenden. Es sei eine Frage der Wahrhaftigkeit dem Urauftrag gegenüber: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Ein Zeitfenster war andererseits der Begräbnisfeier und der kirchlichen Trauung reserviert. Zur Anregung: Bei der Begräbnisfeier als Vorsteher/in den Sarg oder die Urne zu berühren, kann für Angehörige ein tröstliches Zeichen sein. Und wie sind bei der Trauung die Brautleute platziert, dass sie – gemeinsam vor Gott – auch tatsächlich zueinander Ja sagen?
Die kürzere Arbeitseinheit am Mittwoch war ganz dem Segen gewidmet. Eine angeleitete Partner- «Arbeit» machte deutlich: Segnen hat mit Nähe und Distanz, mit innerer Verbundenheit und mit wohlwollendem Zuspruch zu tun. Und eine letzte «Übung» zeigte: Segnen ist eine persönliche Sache und darum vielfältig. Nach den Verdankungen und der Kursauswertung bildete die festliche Eucharistiefeier in der Kapelle, vorbereitet von Leopold Kaiser, den liturgischen Abschluss.
Nach dem Mittagessen konnten wir Bethanien – bereichert mit einer «ungewöhnlich» anregenden Tagung – verlassen.
Die nächste DLK-Tagung findet vom 17. bis zum 19. November 2014 am gleichen Ort statt.