Für den Bereich Religionspädagogik gibt es bisher keine universitäre Weiterbildung, wie sie in Zertifikats-Form von CAS, DAS und MAS von theologischen Fakultäten der Deutschschweiz angeboten wird. Die Lücke wird nun durch die Theologische Fakultät in Luzern geschlossen, in deren Auftrag das Religionspädagogische Institut (RPI) ein differenziertes CAS-Angebot lanciert.1
Lernen endet heute nicht mit dem Abschluss einer Ausbildung. Eine Ausbildung qualifiziert lediglich für den Anfang. Sie kann nicht auf alle im Verlaufe eines Erwerbslebens geforderten Inhalte und Situationen vorbereiten. Professionell tätig sein heisst, ständig weiterzulernen – genauso in religionspädagogischen Berufsfeldern. Nur wer das eigene religionspädagogische Know-how fortlaufend überprüft und an sich verändernde Situationen anpasst, bleibt auf dem kirchlichen Arbeitsmarkt attraktiv. Die CAS-Lehrgänge sind die kleinsten Weiterbildungsabschlüsse auf Hochschulebene, die in der Schweiz angeboten werden.2 Sie bieten spezifisches Wissen zu einem Thema an, womit eine Zusatzqualifikation in einem bestimmten Fachgebiet erworben werden kann. Das bietet verschiedene Chancen: Statt erneut mehrere Jahre in kostspielige Lehrgänge zu investieren, kann man gezielt das eigene Fachwissen vertiefen oder in ein bestimmtes Thema einsteigen, um die eigene Motivation zu überprüfen. Oder sich bereits in einem Themengebiet spezialisieren, in dem es noch keinen etablierten Abschluss gibt. Nicht zuletzt dienen Weiterbildungen der Überprüfung der eigenen Situation und nicht selten der beruflichen Umorientierung.
Religionspädagogisch kompetent werden und bleiben
Aktuell vollziehen sich Veränderungen in den Bereichen Kirche und Schule: Schaffung von Pastoralräumen und grösseren Seelsorgeeinheiten, Integration der Katechese in verschiedene Felder der Gemeindepastoral, Klärung der Zusammenarbeit mit der Schule. Dies verlangt nach neuen Kompetenzen und benötigt mehr zielgruppenorientierte und praxisorientierte Weiterbildung für Religionspädagoginnen und -pädagogen, die eine Leitungsfunktion wahrnehmen, oder für Theologinnen und Theologen, die im Religionsunterricht oder in der Katechese einen Schwerpunkt setzen.
Gezielte Weiterbildung gefragt
Theologinnen und Theologen sehen sich als Pastoralassistentin oder Pastoralassistent in einer Pfarrei vor die Aufgabe gestellt, Religionsunterricht zu erteilen oder bei der Vorbereitung der Sakramente mitzuwirken. In ihrem Studium erhielten sie nicht immer eine religionspädagogische Ausbildung. Auch für Religionspädagoginnen und Religionspädagogen verändert sich das Anforderungsprofil, wenn sie Leitungsaufgaben in Institutionen, Verbänden und Fachstellen oder religionspädagogische Führungsaufgaben in Pastoralräumen und Seelsorgeeinheiten übernehmen. Auch sie sind auf spezialisierende und vertiefende Qualifikationen angewiesen. In den letzten Jahren wurden berufsbezogene Weiterbildungen durch das ehemalige Institut für kirchliche Weiterbildung (IFOK) angeboten. Ab 1. Januar 2016 bündelt das Theologisch-pastorale Bildungsinstitut der deutschschweizerischen Bistümer (TBI) alle diese Weiterbildungen. Im Bereich Religionspädagogik ist die nicht-universitäre kirchliche Aus- und Weiterbildung ForModula zu nennen, die für Katechetinnen und Katecheten mit Fachausweis Weiterbildungen anbietet, die als Wahlmodule im Baukasten zu finden sind.3 Die Angebote stehen auch beiden Berufsgruppen (Religionspädagogik und Theologie) offen. Diese sind oft auch daran interessiert, formal qualifizierende Kompetenzen auf akademischem Niveau zu erwerben.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Angebote mit Blick auf die Ziele der Nachfragenden zu koordinieren. Denn es geht nicht um Konkurrenz unter den einzelnen Anbietern, sondern um Ergänzung des Spektrums und um klare Deklarierung gegenüber den Zielgruppen. Deshalb versteht sich das TBI auch als Schnittstelle zum Weiterbildungsbereich der Hochschulen, da es als rein kirchlicher Anbieter selber keine CAS anbieten kann.
Universitäre Weiterbildung am RPI Luzern
Seit 2011 setzt das Religionspädagogische Institut (RPI) der Theologischen Fakultät an der Universität Luzern neben dem Diplomabschluss in Religionspädagogik auf den Bachelor of Arts in Religionspädagogik. Dieser ermöglicht den Zugang zum Masterstudium Religionslehre mit Lehrdiplom sowie, mit entsprechenden Auflagen, das Masterstudium Theologie. Mit diesem Fokus erschliesst das RPI seinen Absolventinnen und Absolventen das Niveau Universität/Fachhochschule. Diese Ausrichtung soll sich nun auch auf dem kirchlichen Weiterbildungsmarkt etablieren. Bleibt zu wünschen, dass das neue CAS-Angebot der Uni Luzern auf breites Interesse stösst.4