Wunder fordern heraus

Zu «Wenn Brot zum Herzen Jesu wird» von Dr. Michael Hesemann (SKZ 21-2019).

In der letzten Ausgabe durfte ich zu meinem Befremden einen Artikel über eucharistische Wunder lesen. Dieser Artikel mag von Frömmigkeit geprägt sein, ist aber theologisch-philosophisch völlig unhaltbar. «Leib» wird ohne zu zögern mit «Körper» (Muskel) gleichgesetzt, von der aristotelischen Unterscheidung Substanz-Akzidenz, die Thomas von Aquin übernimmt, scheint der Autor noch nichts gehört zu haben. Die Substanz einer Sache im aristotelischen Sinn hat eben nichts Materie zu tun. Die Materie gehört zu den Akzidenzien und die bleibt bei der Transsubstantiation erhalten. Achten Sie bitte in Zukunft auf mehr Qualität.

Freundliche Grüsse
Martin Linzmeier, Gipf-Oberfrick

 

Anwort von Dr. Michael Hesemann, Düsseldorf: Wie gut, dass Gott allmächtig und Seine Gnade grenzenlos ist und Er sich nicht nach gängigen Lehrmeinungen zu richten braucht. Denn die eucharistischen Wunder, die ich in meinem Beitrag erwähne, sind, wie insgesamt mittlerweile 135 ähnliche Fälle, von der Kirche als übernatürlichen Ursprungs (constat de supernaturalitate) anerkannt, auch wenn der Verfasser dieses Leserbriefes sie für «theologisch-philosophisch völlig unhaltbar» hält. Was, wenn durch den Tatbestand des Wunders seine Interpretation infragegestellt wird? Nein, das kann natürlich nicht sein, sagt der Schriftgelehrte und Pharisäer unserer Zeit. Nur zu gut, dass wir in der Heiligen Schrift nachlesen können, was unser Herr denen geantwortet hat, die immer schon glaubten, ganz genau zu wissen, wie Gott zu erscheinen und wie er zu handeln hat − nach ihrer Logik natürlich, nicht nach Seiner. Und dass Er uns immer wieder Demut und andächtiges Staunen lehrt.