www.wir-sind-ohr.ch – die gemeinsame Synodenumfrage der drei Diözesen Basel, Chur und St. Gallen steht für das Zuhören und dafür, mit den Menschen im Gespräch zu sein. Wie kann die Kirche in Zukunft lebendig und lebensnah sein? Ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Weltweit, in über 4000 Diözesen, werden Antworten gesucht, das ist eine grosse, wichtige Erfahrung für die Kirche. Rückmeldungen aus meinem engsten Umfeld sind für mich ein wichtiger Gradmesser dieses Prozesses. Meine Mitarbeitenden im
Bischöflichen Ordinariat sagen mir offen, ehrlich und auch ungeschönt, was sie denken. Zuhören lokal und international.
Unsere Kommunikationsbeauftragte Sabine Rüthemann sagte zur Ankündigung des dreijährigen Synodenprozesses: «Eine Freude, weil Papst Franziskus seiner Kirche viel zutraut und zumutet.» Sie habe aber auch Respekt, weil es auch nach dieser Synode unerfüllte Erwartungen geben würde. Zuhören, auch wenn Fragen offenbleiben.
Themen, die im weltweiten Kontext kaum aufgenommen werden, sind im deutschsprachigen Raum drängend. «Wie können wir verhindern, dass grosse Hoffnungen geweckt und dann enttäuscht werden?», fragt sich unser Pastoralamtsleiter Franz Kreissl. «Nur wenn wir auch über Themen sprechen, die nicht im vatikanischen Fragekatalog stehen, aber uns im Bistum St. Gallen bewegen und beschäftigen.» Dass wir diesen Prozess hier mit vielen engagierten Menschen angehen, die zur Kirche im Bistum St. Gallen und zu unseren Nachbardiözesen gehören, ermutigt für den synodalen Weg. Zuhören, unseren Pfarreiräten, Kirchenverwaltungen, Vereinsvorständen, Jubla-Leitungsteams, Gruppen aus Pfarreien oder Bewegungen.
Die für manche überraschende Ankündigung, dass sich die drei Bistümer Basel, Chur und St. Gallen gemeinsam auf den Weg machen, hat Sabine Rüthemann kurz und bündig kommentiert: «Dass ich das noch erleben darf!» Zuhören und schmunzeln.
Zuerst hatte jedes Bistum für sich geplant, dann wollten wir wenigstens die Fragen miteinander besprechen und dann wurde die Idee geboren, die gesamte Online-Umfrage gemeinsam durchzuführen. Zuhören und zusammen weitergehen.
Franz Kreissl beschreibt seine Gefühlslage so: «Ich habe mich ungemein gefreut, es ist ein kirchenpolitisches Zeichen, eine positive Botschaft in die Kirche und in die Gesellschaft der Schweiz.» Zuhören und Freude teilen.
Synode 2023, der Weg hat begonnen. Klingt das nach einem bevorstehenden kirchlichen Erdbeben? Ja, davon bin ich überzeugt. Weil Menschen weltweit, Kleriker und Laien, ins Gespräch kommen, einander zuhören und ungeschminkt ihre Meinung sagen dürfen. «Aufeinander hören und lernen, wohin Gottes Geist die Kirche führen will», beschreibt Papst Franziskus den Synodenprozess. Er sieht darin aber keine Parlamentsdebatte um Mehrheitsentscheide, sondern Reflexion, Gespräch, weltweites Gebet, um am Ende zu Lösungen zu kommen. In der Bischofssynode 2023 geht es eigentlich um die Synodalität selbst, im Sinne von Gemeinschaft, Mitbeteiligung, Mitgestaltung.
Zuhören und miteinander unterwegs sein, in Vielfalt, Verschiedenheit und über alle Grenzen hinweg.
+ Markus Büchel, Bischof von St. Gallen