«Der Lobpreis Gottes ist eine Grundhaltung»

Junge Frauen und Männer treffen sich regelmässig zu Lobpreis, geistlichem Impuls, Anbetung und geselligem Zusammensein. Darüber sprach die SKZ mit Rahel Kölbener. Sie ist die Präsidentin von Adoray Schweiz.1

Rahl Kölbener studierte Internationale Beziehungen in Genf und in Freiburg i. Ü. Sie absolvierte achtmonatige soziale Einsätze in Kamerun und Mexiko. Seit 2018 ist sie Präsidentin von Adoray Schweiz.

 

Alles begann mit grossen Fragen und einer tiefen Sehnsucht. Rahel Kölbener, aufgewachsen in einer katholischen Familie in St. Gallen, besprach ihre vielen Fragen mit ihrem Vater. Gleichzeitig hatte sie Sehnsucht, sich mit Gleichaltrigen über Gott und die Welt auszutauschen. Ihr Vater gab ihr eines Tages den Hinweis auf die monatliche Jugendmesse in Zürich. Und sie fuhr hin. «Ich trat in eine total neue Welt ein», erinnert sie sich. «Da waren junge, bodenständige Menschen in Beruf oder in Ausbildung. Und sie waren im Glauben verankert.» Ihr Glauben wurde an dem Abend neu entfacht. Nun nahm sie regelmässig an den Adoraytreffen in Zürich teil. Sie reiste dafür extra von St. Gallen nach Zürich.

Adoratio – eine Grundhaltung

An diesen Treffen wurde sie vielseitig genährt. Sie mochte zum einen die geistlichen Impulse und das miteinander Gott Loben und in Stille vor Gott Sein. Zum anderen waren ihr die Gespräche und die Freundschaftspflege beim geselligen Zusammensein sehr wichtig. Nicht nur für sie, sondern für viele andere junge Menschen sind die Adoraytreffen eine geistliche Heimat. Sie schätzen insbesondere das miteinander und füreinander Beten.

Rahel Kölbener pflegt für sich wöchentlich die stille Anbetung. «Das ist heute meine Haupttankstelle.» Sie brauche diese eine Stunde in Stille vor Gott. Hier könne sie zur Ruhe kommen und sich neu auf Gott ausrichten. Der Lobpreis Gottes sei für sie eine Grundhaltung, führt sie aus. «Diese Grundhaltung habe ich dank Adoray gelernt, erfahren und eingeübt. Sie trägt mich im Leben und wirkt in meinen Alltag hinein. Sie liegt tiefer als meine emotionale Befindlichkeit. Ich kann niedergeschlagen an ein Adoraytreffen kommen. Ich stimme mit den anderen ins Gotteslob ein. Ich richte mich auf Gott aus, egal, wie ich mich jetzt fühle. Dieses Ausrichten auf Gott ist die Basis von allem. Wenn mich im Alltag Sorgen drücken, richte ich mich als Erstes auf Gott aus, ich lobe ihn, ich danke ihm. Nachher nenne ich meine Sorgen. Es ist anders, ob ich vor Gott zuerst klage oder ob ich ihn zuerst lobe.»

Contemplatio – eine Antwort auf die Zeit

Auch Rahel Kölbener kennt den Kampf um die innere Sammlung. Manchmal werde
ihr in den letzten Minuten ihrer Anbetungsstunde Ruhe geschenkt. Wichtig sei es, sich beim Beten vom Leistungsdenken zu befreien. Es gelte einzig: ER schaut mich an, ich schaue IHN an. Ich darf sein, weil ER ist. Viele junge Frauen und Männer haben eine grosse Sehnsucht nach einem Raum der Ruhe, fernab permanenter digitaler Präsenz. «Die zunehmende Anbetungsströmung nehme ich als Gegenphänomen zur heutigen Zeit wahr», resümiert sie. «Die Glaubenserfahrungen, die die jungen Menschen machen, möchten sie gerne in den Alltag tragen. Da liegt für sie eine grosse Spannung. Am Auseinanderdriften von Alltag und Glauben leiden viele. Adoray möchte ein Ort sein, der diese beiden Welten zusammenbringt und gleichzeitig die jungen Menschen ermutigt, diese Spannung fruchtbar auszuhalten.»

Neues Leben

Kölbener macht eine interessante Beobachtung. Überall, wo regelmässige Anbetung stattfände, entstehe neues kirchliches Leben, gäbe es Wachstum im Glauben. Viele der Adoraymitglieder engagieren sich in Projekten. So helfen einige aus der Gruppe in Zürich regelmässig den Mutter-Theresa-Schwestern auf der Strasse. Jemand lädt alle seine Freunde zum Bowlen ein. Er will die verschiedenen Welten, in denen er sich bewegt, miteinander in Kontakt bringen. «Manchmal besteht die Gefahr, dass wir in einen Aktionismus fallen. Da gibt das regelmässige Gebet Gegensteuer», führt Kölbener aus, «die Anbetung ist das Herzstück, die Quelle, aus der der Dienst am Nächsten fliesst. Das Gebet soll mehr und mehr zur Quelle unseres Tuns werden. Denn ich kann nur geben, wenn ich empfangen habe.»

Maria Hässig

 

1 Mehr Informationen zu Adoray Schweiz unter: www.adoray.ch/ueber-uns