Für gewöhnlich ist ein Schatz versteckt, liegt irgendwo in einem Tresor oder in einem Museum. Entweder man findet ihn gar nicht, oder wenn man ihn zu Gesicht bekommt, darf er nicht berührt werden. Beim Schatz, von dem hier die Rede ist und der insbesondere für die Religions- pädagogen und Katechetinnen der deutschsprachigen Schweiz wertvoll ist, scheint dies zunächst auch der Fall zu sein: Er ist tief am Uni/PH-Standort der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern vergraben und gegen Entnahme gesichert.
Umfangreicher Bestand
In Tat und Wahrheit ist jedoch das Gegenteil der Fall: Die Unzugänglichkeit ist nur eine scheinbare. Es handelt sich nämlich um Bücher und andere Medien, die im Freihandbereich der Bibliothek zugänglich sind, angeschaut, angefasst und ausgeliehen werden dürfen. Ein Schatz für alle!
Die Signatur dieser Bücher und Medien beginnt mit «BU», wobei «B» die Oberabteilung Theologie und Religionswissenschaft und «U» die Unterabteilung Religionspädagogik und Katechetik bezeichnet. In Regalwänden von nicht weniger als 30 Metern Länge stehen 3700 Exemplare, sinnvoll untergliedert und bereit für ihren Einsatz in Theorie und Praxis. Dazu kommen noch weitere 1800 Exemplare, die im Magazin aufbewahrt werden.
Wohlgemerkt, es geht nicht um Bücher zur Pastoraltheologie im Allgemeinen oder zu deren einzelnen Teilbereichen, auch nicht um Bücher über allgemeine Didaktik oder Pädagogik – diese stehen unter anderer Signatur ebenfalls in der Bibliothek. Nein, die rund 5500 Medien betreffen allein den speziellen Bereich der Religionspädagogik.
Hauptverantwortlich für diesen Bestand war bis heute Theres Helfenstein. Während Jahrzehnten war sie als Fachverantwortliche und Bibliothekarin zuständig für die Bibliothek des Religionspädagogischen Instituts (RPI), ehemals Katechetisches Institut Luzern (KIL). Dank ihrer professionellen und gründlichen Pflege des Bestandes in Erwerb und Erschliessung konnte sie den Dozierenden und Studierenden, aber auch den praktizierenden Religionspädagoginnen und Katecheten stets die relevante und aktuelle Literatur zur Verfügung stellen.
Einzigartige Sammlung
Als 2011 das RPI nach seiner Ansiedelung an der Theologischen Fakultät Luzern zusammen mit der Universität und der Pädagogischen Hochschule in das neue Uni/PH-Gebäude an der Frohburgstrasse in Luzern einzog, verschmolz sein Medienbestand mit den Beständen der Uni und der PH. Was daraus erwachsen ist, sucht man anderswo vergeblich: eine in der Schweiz wohl einzigartige Sammlung von Werken zu Pädagogik, Didaktik oder Psychologie im religiösen Bereich, bestehend aus unzähligen Schulbüchern und Lehrmitteln für den Religionsunterricht auf allen Schulstufen, Unterrichtsmaterialien zu verschiedensten Themen und Fachbereichen (Bibel, Ethik, Liturgie usw.), praktischen Büchern zur Jugendarbeit, Schulseelsorge, Elternarbeit – der Schatz erscheint unerschöpflich.
Einmalig ist dabei nicht nur der Umfang des Bestandes, sondern auch, dass er kompakt an einem Ort versammelt aufgestellt und zugänglich ist. Ohne grosse Vorarbeit lohnt sich also eine Reise nach Luzern, auch wenn der Weg etwas länger sein sollte. Denn auf einen Schlag hat man den Überblick über die relevante Literatur der letzten Jahrzehnte. Damit dies auch jederzeit möglich bleibt, werden die Schul- und Lehrbücher grösstenteils doppelt angeschafft, wobei eines der Exemplare lediglich vor Ort konsultierbar ist und somit immer zur Verfügung steht. Der Schatz steht bereit und kann gehoben werden.
Als Ergänzung zum vielfältigen Angebot von kantonalen und kirchlichen Medienzentren, wie z. B. vom Pädagogischen Medienzentrum (PMZ) Luzern, kann er die Arbeit enorm erleichtern, die Auswahl an Lehrmitteln vereinfachen oder die persönliche Suche nach dem guten Religionsunterricht unterstützen. Um einen Besuch in Luzern optimal zu nutzen, kann vorgängig der aktuell zuständige Fachreferent für eine persönliche Beratung angeschrieben werden.
Theres Helfenstein hinterliess bei ihrer Pensionierung einen Schatz, und ihr Nachfolger wird diesen weiter hüten und pflegen. In nächster Zeit wird geprüft, ob der stets wachsende religionspädagogische Bestand auch als E-Medien angeboten werden kann mit dem Ziel, ihn noch zugänglicher zu machen.
Marc Bayard