«Nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung erreichen innerhalb von 24 Stunden ein Krankenhaus oder eine Gesundheitsstation», berichtete Tatjana Gerber, die Gesundheitskoordinatorin in der Diözese Wau im Südsudan, beim Online-Symposium zum Thema Kindergesundheit am 4. November. Das ist nur eines der vielen Probleme, mit denen das Gesundheitssystem – und damit die Bevölkerung – in einem der ärmsten Länder der Welt konfrontiert ist. Das Kindermissionswerk 'Die Sternsinger' in Aachen (D) hatte aus Anlass seines 175-Jahr-Jubiläums zusammen mit dem missionsärztlichen Institut in Würzburg zu diesem Symposium eingeladen.1 Unter dem Titel «Der Planet und seine Kinder. Gesundheit für alle Kinder – wie kann das gelingen?» sprachen Fachleute über die gesundheitlichen Herausforderungen von Kindern in aller Welt.
Gesundheit zum Thema gemacht
Das Thema «Gesundheit» ist der Schwerpunkt der kommenden Aktion Sternsingen, denn das Recht auf Gesundheit wird weltweit vielen Kindern nicht gewährt. An fünf Projekten in drei Beispielländern – Ghana, Südsudan und Ägypten – wird exemplarisch gezeigt, wie die Hilfe durch die Aktion Sternsingen besonders für Kinder einen Unterschied macht. In Ghana werden zwei Projekte unterstützt: Bei einem Schulgesundheitsprogramm im Norden des Landes lernen Schülerinnen und Schüler, wie sie gesund bleiben können. Zudem finden vierteljährlich Gesundheitschecks statt, um frühzeitig auf Erkrankungen reagieren zu können. Im zweiten Projekt geht es um Kinder mit Behinderung. Oft werden diese Kinder von ihren überforderten Familien verstossen. Im Orthopädischen Trainingszentrum (OCT) lernen sie, mit ihrer Behinderung umzugehen und können sogar eine Ausbildung als Orthopädietechnikerin resp. -techniker absolvieren. In Oberägypten wird Kindern mit Verbrennungen im Assiut Burns Programm geholfen. Und im Südsudan werden zwei Spitäler unterstützt, die von Ordensgemeinschaften betrieben werden.
Tödlicher Klimawandel
Wegen des jahrzehntelangen Bürgerkrieges und der politisch instabilen Situation ist die Gesundheitsversorgung im Südsudan sehr schwierig. Nur etwa 45 Prozent der Gesundheitseinrichtungen sind funktionsfähig; 80 Prozent davon werden von kirchlichen Organisationen oder NGOs geführt. Dies ist nur eines der zahlreichen Probleme, mit denen die wenigen Ärztinnen und Ärzte – nur etwa 200 sind im ganzen Land tätig! – und das Gesundheitspersonal zu kämpfen haben. Zudem gibt es weder Spezialistinnen noch Fachärzte und oftmals fehlen auch die einfachsten Medikamente.
Besonders im Südsudan zeigt sich, wie der Klimawandel einen direkten Einfluss auf die Gesundheit hat, wie mehrere Sprecherinnen und Sprecher am Online-Symposium betonten. So gibt es z. B. in manchen Regionen stärkere Regenfälle. Die höhere Feuchtigkeit begünstigt die Verbreitung von Malaria, eine der häufigsten Todesursachen. An anderen Orten fehlt die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und das verursacht Krankheiten, die bei einer guten medizinischen Versorgung nicht tödlich enden würden. Kinder und Frauen sind besonders davon betroffen.
Gemeinsam Segen bringen
Wir sind zuversichtlich, dass die Sternsingerinnen und -singer bei der Aktion Sternsingen 2022 wieder unter einigermassen normalen Bedingungen unterwegs sein können. Sie bringen den Menschen den Segen und haben eine wichtige Botschaft. Damit werden sie Akteurinnen und Akteure für einen dringend nötigen Wandel. Der Tropenmediziner Professor Dr. August Stich aus Würzburg zitierte im Blick auf die Sternsingerinnen und -singer ein afrikanisches Sprichwort: «Wenn du schnell gehen willst, dann geh allein. Wenn du aber weit kommen willst, dann geh mit anderen.» Und fügt hinzu: «Die Botschaft der Sternsinger ist so ein Beispiel dafür, was es bedeuten kann, gemeinsam zu gehen.»
Siegfried Ostermann