Bei der Anstellung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern aus dem Ausland kommt es immer wieder zu schwierigen Situationen (Laien, Frauen, Finanzen). Die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg führte deshalb die Willkommenskultur der «Cellule diocésaine d’acceuil et d’accompagnement» ein (siehe SKZ 08/2019). Für die Deutschschweiz war ein überdiözesaner Lehrgang2 für neue kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland geplant, der jedoch nicht zustande kam. Die SKZ hat nachgefragt.
SKZ: Warum kam der Lehrgang nicht zustande?
Salvatore Loiero1: Die Bistümer Basel und St. Gallen sowie das Generalvikariat Zürich wollen ein überdiözesanes Projekt nicht mittragen. Zustimmung kam nur vom Generalvikariat Urschweiz und dem Bischofsvikariat Deutschfreiburg.
Wurden konkrete Gründe genannt?
Gemäss den Rückmeldungen wollen die Bistümer eigene Formate, wie etwa die Berufseinführung, dafür in Anspruch nehmen.
Was wären Vorteile eines gemeinsamen Lehrgangs gewesen?
Erstens hätte er verschiedene Kompetenzen praxisnah vermitteln können, die auf alle Deutschschweizer Bistümer gleichermassen zutreffen. So z. B. eine ideologiefreie Einführung in das duale System, die wertschätzende Zusammenarbeit von Frauen und Männern, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Diensten und Ämtern auf Führungs- und Arbeitsebene oder auch den Reichtum liturgischer Feierformen, gerade auch derer, die nicht von Priestern geleitet werden. Zweitens hätte der Kurs den Seelsorgenden aus dem Ausland einen breiten Einblick in die Eigenkulturen der verschiedenen Bistümer ermöglicht, deren Mitwirkung am Lehrgang fest vorgesehen war, und ihnen zugleich die Möglichkeit gegeben, sich darüber auszutauschen, wie sie sich mit ihren eigenen Erfahrungen und Kompetenzen in die deutschschweizerischen Kontexte einbringen könnten. Und drittens wären die Bistümer in der sowieso schon angespannten personellen Situation entlastet worden, indem Dozierende aus den unterschiedlichen Orten und Ebenen der Deutschschweiz ihre Kompetenzen gewinnbringend für alle Bistümer hätten einbringen können.
Ihre persönliche Meinung dazu?
Ich arbeite kirchlich wie staatlich seit Jahren in Fragen der Aus- und Weiterbildung auf internationaler Ebene und in verantwortlichen Gremien mit. Sie alle verbindet das Grundanliegen, in einer globalen und pluralen Welt hohe Verlässlichkeiten in Fragen der Kompetenzvermittlung und Qualitätsentwicklung herzustellen. Dabei geht es um basale Kompetenzstandards und Qualitätskriterien, die eine kontextuelle Einbindung erfahren sollen, um den Bedingungen und Situationen vor Ort gerecht zu werden. Ein überdiözesaner Lehrgang würde ein solches gleichwertiges und zugleich ortsnahes Niveau garantieren, was auch einen möglichen Wechsel zwischen den Bistümern erleichtert. Das Gefäss der Berufseinführung kann diesem Anliegen nicht gerecht werden, weil es zuerst die Fragen der Berufsanfängerinnen und -anfänger im Blick haben sollte und nicht die Fragen von Seelsorgenden, die – wenn auch aus dem Ausland kommend – schon seelsorgerliche Kompetenzen besitzen und mit modifizierten Fragestellungen konfrontiert sind. Wenn ich mit pastoral Tätigen (vor allem mit Frauen) spreche, dann kann ich persönlich die abwehrende Haltung der Bistumsverantwortlichen nicht nachvollziehen. Denn die eben als Vorteile angezeigten Kontexte sind doch längst schon problembelastet. Der Lehrgang hätte hier das Format sein können, mit einer grundlegenden Weiterbildung dem kritisch und konstruktiv entgegenzusteuern, bevor etwaige Probleme entstehen.
Interview: Rosmarie Schärer