Helfen war schon immer ein Teil seiner Persönlichkeit. So fühlte sich Damian Pfammatter nach seiner Lehre als Hochbauzeichner nicht wirklich glücklich in seinem Beruf; er wollte «etwas mit Menschen» machen. Er holte die Matura nach und begann ein Pädagogikstudium in Freiburg i. Ü. Hier traf er auf Prof. Hermann-Josef Venetz, den er von einer Veranstaltung im Bildungshaus St. Jodern in Visp VS kannte. Er gab ihm den Rat, Vorlesungen der Theologie zu besuchen. Am nächsten Morgen war Pfammatter dann auch in einer Vorlesung zum Alten Testament von Christoph Uehlinger. Dieser stellte die provokative Frage: «Straft Gott, fragen viele. Doch straft Gott wirklich?» «Mit dieser Frage traf er mein Innerstes und ich wusste, dass ich in der Theologie endlich am richtigen Ort bin», erinnert sich Pfammatter. Die Pädagogik wurde ins Nebenfach verlegt. In der Theologie schrieb er später auch eine Dissertation zu Martin Buber und seiner Sichtweise der hebräischen Bibel.
Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Pastoralassistent, seit 2006 als Diakon. 2012 wurde er für die Leitung der Fachstelle Jugendseelsorge angefragt. Zunächst zögerte er, Fachstelle klang zu sehr nach Planung und Administration. Doch die zuständige Person wie auch seine Kolleginnen und Kollegen fanden, er hätte das entsprechende Charisma. Er war als Religionslehrer tätig und hatte durch sein Hobby Fussball Kontakt mit Jugendlichen. So sagte er schliesslich zu.
Wüste und Oasen
Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind Ministrantenpastoral, Jubla und Schulendtage an OS-Zentren. Dazu kommt noch der Kontakt mit den verschiedenen Bewegungen und den Schulen. «Ich möchte nicht meine Theologie durchdrücken, sondern eine Plattform für alle Angebote bieten. Für mich bedeutet Kirche, zusammen unterwegs zu sein, im Dialog zu sein, gemeinsam einen Weg zu suchen.» Das ist inzwischen auch im Oberwallis schwierig geworden. Nach seinen Erfahrungen sind die meisten Jugendlichen weit weg von der Kirche. Das macht seine Arbeit zu einem «Gottesbeweis», wie er selbst sagt. «Wenn ich keinen Glauben hätte, würde ich das, was ich mache, nicht aushalten.» Als Hochbauzeichner sah er abends die Frucht seiner Arbeit, in der Jugendpastoral sieht man kurzfristig keinen «Erfolg». Doch diese Spannung gelte es auszuhalten. Gerne würde er die Pfarreien mit ins Boot holen. «Doch das ist sehr schwierig, denn viele Seelsorgerinnen und Seelsorger haben den Bezug zur Jugend verloren. Der Fokus liegt immer noch zu sehr auf den Eucharistiefeiern.»
Es gibt aber auch immer wieder tolle Momente. Alle zwei Jahre führt er einen «Oberwalliser Mini-Tag» durch. Der Besuch einer Hostienbäckerei im Unterwallis lockte rund 300 Personen an, ein Filmtag über 400. Einer der intensivsten Momente für Pfammatter war die Jugendsynode für das Oberwallis. «Hier kamen die Jugendlichen und Gruppierungen zu Wort. Es war beeindruckend zu hören, was diese Jugendlichen sich von und für die Kirche wünschen.» Leider spürt er in der Schweiz nur wenig Nachwirkungen der Weltjugendsynode.
Vom Helfen und Glauben
Weil ihm diese Kirche einfach am Herzen liegt, entschied er sich zusammen mit seiner Frau Nicole zur Diakonatsweihe. Seine Entscheidung zum Diakonat war eine logische Konsequenz, war ihm das Dienen bzw. Helfen zeitlebens ein Herzensanliegen. Dienen im diakonischen Sinn, betont Pfammatter. Den Dienst am Mitmenschen gelte es in unserer Kirche wieder bewusster zu betonen und zu leben. Jesus war unter den Menschen, hat ihre Not gesehen. «Das Evangelium ist zuerst diakonisch.»
Pfammatter ist kommunikationsfreudig und offen für Neues. Es gibt wohl kein Thema, über das er nicht sprechen würde. Gleichzeitig hinterfragt er Ideen und Meinungen immer wieder kritisch. «Manchmal bin ich auch impulsiv und dann sehr ehrlich und direkt.» Das liegt wohl an seiner italienischen Abstammung. Damian Pfammatter ist jetzt 50 Jahre alt. Hat er Pläne für die Zukunft? Er schüttelt den Kopf. «Ich habe mein Leben nie geplant. Das ist vielleicht auch das grösste Zeichen von Glauben und Vertrauen.»
Rosmarie Schärer