Früher nannte man sie schlicht «Konvertiten»: Menschen anderer christlicher Konfessionen oder Religionen, die in die römisch-katholische Kirche (wieder) ein- oder übertreten wollten. Die Zahl derer ging aber stetig zurück. Dagegen wuchs die Nachfrage derer, die sich einfach nur für die römisch-katholische Version des christlichen Glaubens interessieren, auch ohne Ambition zum Konvertieren.
Gemeinsames Suchen
Seit 2008 wurden 19 Kurse dieser Art durchgeführt mit insgesamt 230 Teilnehmenden. «Wie geht katholisch?» ist kein Frontalunterricht, der – einem Katechismus folgend – belehrt. Es ist gemeinsames Suchen. Dabei spielen die Inputs der Leitenden eine genauso wichtige Rolle wie die Fragen und Erfahrungen der Kursteilnehmenden. Themen sind Fragen zu Gott (Wer oder was ist Gott?), zur Kernbotschaft Jesu, zur Bedeutung der Sakramente, zum Verständnis von Heiligkeit, zur Hierarchie der Kirche und zu den Letzten Dingen (Tod, Himmel, Fegfeuer, Hölle usw.). An jedem Abend gibt es einen Hinweis auf das Kirchenjahr und zur Bedeutung der anstehenden Feste. Und: Es werden ganz verschiedene liturgische Feiern durchgeführt, von der Andacht über das Rosenkranzgebet bis hin zur Eucharistiefeier.
Ein Wesenselement der Kursabende ist das gemeinsame Essen. Dort entwickeln sich oft sehr persönliche Gespräche, wird eine Atmosphäre der Vertrautheit gefördert, wird gelacht oder werden ganz aktuelle Fragen eingebracht. Das ist bedeutsam. Denn diese Art von Kurs möchte die Teilnehmenden miteinander ins Gespräch bringen. Und da ist die Bürgerin aus der ehemaligen DDR, die kaum etwas von Gott gehört hat, oder der im Buddhismus aufgewachsene Thailänder genauso wichtig wie der ehemalige Pfarreiratspräsident, der im hohen Alter noch mal wissen will, wie heute katholisch geht bzw. verstanden werden kann. Es sind spannende Gespräche, wenn ein ausgetretener Katholik erzählt, weshalb er vor einigen Jahrzehnten diese Kirche verlassen hat (Stichwort: spiritueller Missbrauch) oder eine junge Frau von ihren ganz frischen Glaubenserfahrungen berichtet, die sie dazu gebracht haben, mehr wissen zu wollen, was das «Römisch-katholische» ausmacht.
Die Rolle der Kursleitenden konzentriert sich darauf, den roten Faden im Blick zu behalten, damit man in Diskussionen nicht vom Thema abgleitet, und allenfalls auf andere Kursabende zu verweisen, an denen dieses näher behandelt wird. Und natürlich auch: Fachwissen einbringen, Meinungen gegebenenfalls zu korrigieren, den Blick zu weiten, Zusammenhänge aufzuzeigen usw.
Wer glaubt, der sucht
Rückmeldungen etlicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufolge wird dieser Kurs als eine sehr wertvolle Erfahrung auf dem jeweiligen Glaubensweg bewertet. Das grundlegende Motto «Wer glaubt, der sucht» wird meistens verinnerlicht. Nicht wenige begeben sich auf die Suche nach der Gemeinschaft im christlichen Glauben, in der sie sich – wenn auch nur phasenweise – aufgehoben und beheimatet fühlen. Das muss nicht immer die eigene Wohnpfarrei sein. Für ansprechende Gottesdienste, für wohltuende Beziehungen und spirituelle Nahrung nehmen Menschen gerne auch weitere Wege auf sich.
Der Kurs «Wie geht katholisch?» ist keine Einrichtung auf Dauer. Neun Kursabende sind jeweils geplant, dann löst sich diese Gemeinschaft wieder auf. In erster Linie ist er gedacht als ein Entlastungsangebot für Pfarreien: anstelle vieler Kurse für einzelne ein Kurs für viele. Denn «Glauben suchen» lebt wesentlich von Gemeinschaftserfahrung, von Dialog und Vielfalt.
Rudolf Vögele