Weltweite kirchliche Solidarität

Der Oktober steht alljährlich im Zeichen der Weltkirche, ihrer Mission und ihrer grössten Solidaritätsaktion. Im Mittelpunkt des diesjährigen Monats der Weltmission stehen thematisch das biblische Gleichnis vom Hochzeitsmahl und die Solidarität mit den Christen in der Demokratischen Republik Kongo.

Foto: «Kinder im Vertriebenenlager Kanyaruchinya, Goma». (Bild: Missio Schweiz)

 

Der Monat der Weltmission ruft den missionarischen Auftrag der Kirche in Erinnerung. Das von Papst Franziskus ausgegebene Motto des Monats 2024 – «Geht und ladet alle zum Hochzeitsmahl ein» (Mt 22,9) – unterstreicht dies. Katholikinnen und Katholiken weltweit sind eingeladen, missionarische Jüngerinnen und Jünger zu sein und über alle Grenzen hinweg ein Zeichen für die eine Kirche zu setzen. Durch Begegnung, Gebet und Teilen kann jede und jeder zu einem aktiven Teil der missionarischen Bewegung werden. 

Die Päpstlichen Missionswerke im Dienst der ärmsten Diözesen

Das weltweite Netzwerk der rund 120 nationalen Missio-Vertretungen unterstützt die pastorale, karitative, erzieherische und soziale Arbeit von über 1'100 bedürftigen Diözesen im Globalen Süden. Ohne diese Hilfe könnten diese Ortskirchen gar nicht tätig werden, daher ist die jährliche weltweite Kollekte am Sonntag der Weltmission so bedeutend und wichtig. In der Schweiz koordiniert Missio Schweiz, der Schweizer Zweig der Päpstlichen Missionswerke, diese Spendensammlung, zu der die einzelnen Pfarreien und Gemeinschaften mit Kollekten beitragen oder zu der jede und jeder online einen Beitrag leisten kann.

Schwerpunkt: die Kirche in der Demokratischen Republik Kongo

In diesem Jahr liegt der Fokus der Spendenaktion auf der Kirche in der Demokratischen Republik Kongo. Nach Algerien ist dieses Land der zweitgrösste Flächenstaat Afrikas und zählt die meisten Katholikinnen und Katholiken auf dem Kontinent. Auf einem Gebiet, das 56-mal so gross ist wie die Schweiz, leben über 100 Millionen Menschen, darunter rund 45 Millionen katholischen Christinnen und Christen. Der Vielvölkerstaat erlangte 1960 die Unabhängigkeit von Belgien und hiess bis 1997 Zaire.

Religion im Alltag der Kongolesinnen und Kongolesen

Neben dem starken katholischen Bevölkerungsanteil gehören rund ein Drittel protestantischen oder pfingstlerischen Gemeinden an und etwa neun Prozent sind Muslime. Die katholische Kirche ist in sechs Erzdiözesen und 42 Diözesen gegliedert und spielt eine wichtige Rolle im Land. Sechs Millionen Kinder besuchen katholische Schulen und 40 Prozent der Gesundheitseinrichtungen sind in katholischer Trägerschaft. Das verleiht der Kirche nicht nur wichtige soziale Rolle, sondern auch eine gewichtige politische Stimme.

Kriege und Konflikte prägen den Alltag

«Die Welt konzentriert sich auf die Konflikte in Europa und im Nahen Osten, während das Leiden der Menschen in der Demokratischen Republik Kongo weitgehend ignoriert wird», so Willy Ngumbi Ngengele, Bischof von Goma im Osten des Landes. Seit November 2022 finden hier, in der Region Nord-Kivu, wieder verstärkt kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Rebellengruppen und der regulären kongolesischen Armee statt. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben und leben unter katastrophalen Bedingungen in Lagern.

Das Leid der Vertriebenen von Kanyaruchinya

Eines dieser Vertriebenenlager liegt zwölf Kilometer nördlich von Goma, in Kanyaruchinya. Dort leben etwa 150'000 Menschen, oft zu acht in Zelten von knapp 4x2 Metern. Die hygienische Situation ist prekär, Trinkwasser fehlt und Brennholz ist knapp. Überbelegung, Kriminalität, sexuelle Gewalt und Prostitution sind alltägliche Herausforderungen.

Die Pfarrei zur Hl. Therese vom Kinde Jesu in Kanyaruchinya unterstützt seit zwei Jahren Kriegswaisen aus dem Lager. Sie veranstaltet Feriencamps, in denen traumatisierte Kinder zwischen vier und zwölf Jahren psychologische und schulische Hilfe finden. Missio Schweiz unterstützt mit einem Teil der Spendensammlung zum Monat der Weltmission dieses Projekt.1

Hanspeter Ruedl

 

1 Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.missio.ch

 

 


Hanspeter Ruedl

Hanspeter Ruedl (Jg. 1969) ist Theologe und Politikwissenschaftler. Er leitet seit 2023 den Bereich Kommunikation und Marketing bei Missio Schweiz in Freiburg. (Bild: zvg)